Politik

Töten, um zu erhalten: Politiker auf der Pirsch in Horb-Dießen

Unter dem Stichwort „Kern-Praktikum“ informiert sich Timm Kern regelmäßig aus erster Hand über Berufsfelder und Ehrenämter. In Dießen ging er auf die Jagd.

24.01.2023

Von NC

Timm Kern (links) war mit dem Jäger-Ehepaar Rebholz im Dießener Tal unterwegs. Bild: Büro Kern

Timm Kern (links) war mit dem Jäger-Ehepaar Rebholz im Dießener Tal unterwegs. Bild: Büro Kern

Der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP) erhielt im Rahmen seines „Kern-Praktikums“ Einblicke in die Jägerei, wie er in einer Pressemitteilung berichtet. Das Ehepaar Dr. Margarete und Dr. Rudolf Rebholz, die lange als Ärzte in Horb tätig waren, führten den Politiker durch ihr Revier.

Das „Praktikum“ begann für Kern an einem kalten Wintertag um 10 Uhr in Dießen vor dem Haus der Familie Rebholz. Am Anfang stand die Theorie; Informationen über den Tagesablauf, das Jagdrevier und die Jagd als solche: „Die Rolle der Jagd für den Naturschutz hat man mittlerweile zum Glück erkannt“, berichtete Rudolf Rebholz, der 56 Jahre Jagderfahrung mitbringt. Jäger sorgten dafür, dass das Gleichgewicht des Ökosystems und Artenschutzes erhalten bleibe. Deshalb seien Jäger auch ganz vorwiegend Naturschützer, erklärte er.

Teils erhebliche Schäden durch Rehwildverbiss im Wald sowie im Feld durch Schwarzwild machten es derzeit notwendig, deren Populationen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Ebenso könne die Bejagung von Fuchs und Marder die Überlebenschancen von Hasen, Rebhühnern und Auerwild deutlich verbessern.

Viele Jäger wollen die Jagd nicht mehr ausüben, da sie zusätzlich zur Pacht für das Jagdrevier noch Haftungsrisiken durch Wildschäden fürchteten. „Man muss sich die Jagd auch leisten können“, bestätigte Margarete Rebholz.

Zur Bejagungsstrategie der Familie Rebholz gehöre neben den gesetzlichen Schonzeiten individuell eingefügte Ruhezeiten für das durch Freizeitaktivitäten stark gestresste Wild einzuhalten. Dies soll den Verbissdruck in den Kulturen, in die sich das Wild dann zurückzieht, reduzieren.

Jagdrecht für Wolf und Biber

Der FDP-Landtagsabgeordnete interessierte sich darüber hinaus sehr für die Meinung der beiden Jäger zum Umgang mit dem Wolf im Schwarzwald. Neben einem engmaschigen Monitoring solle das Land zumindest eine rechtssichere Handlungsgrundlage für das Schießen der Wölfe schaffen, sagten sie. Vorbereitet zu sein sei wichtiger, als im Ernstfall das Nachsehen zu haben.

Das gelte auch für Biber, die durch den Bau von Dämmen und vielfältigen Untergrabungen auch zu einem Risiko, beispielsweise durch Hochwasser- oder Straßenschäden, werden können. Deshalb wurde die Forderung laut, dass Wölfe und eventuell auch der Biber ausdifferenziert ins Jagdrecht aufgenommen werden sollten, um Klarheit und Rechtssicherheit für Jäger zu schaffen.

Viele neue Erkenntnisse zur Jagd für den Landtagsabgeordneten waren das Ergebnis dieses Tages: Von Haftungsfragen, Hygieneanforderungen, dem Artenschutz, der Ausrüstung, geeigneten Förderprogrammen, einer „inspirierenden Jagdethik“ bis hin zum wichtigen Zusammenspiel von Staat, Kommune, Forst, Jagd und Naturschutz. Diese Einblicke seien allesamt sehr hilfreich, „um auch in Zukunft die richtigen Weichen im parlamentarischen Betrieb“ für die Arbeit der Jäger stellen zu können, resümiert Kern, und schreibt weiter: „Es war toll, bei einer echten Jagd Erfahrungen aus erster Hand sammeln zu dürfen und zu sehen, wie engagiert und verantwortungsvoll das Ehepaar Rebholz mit Tier und Natur in ihrem Revier umgeht.“