Gartenschau

„Tour de Städtle“ als Bewerbung

Beim Besuch der Bewertungskommission präsentierte sich Sulz mit Blumen, Spezial-Fahrrädern und konkreten Plänen für den Fall eines Zuschlags.

19.04.2018

Von Cristina Priotto

Mit „Conference-Bikes“ durften die sieben Mitglieder der Kommission für die Auswahl der Gartenschau-Städte vom Backsteinbau durch den Wöhrd-Park und die Innenstadt zum Marktplatz fahren. Bilder: Priotto

Mit „Conference-Bikes“ durften die sieben Mitglieder der Kommission für die Auswahl der Gartenschau-Städte vom Backsteinbau durch den Wöhrd-Park und die Innenstadt zum Marktplatz fahren. Bilder: Priotto

Gelbe Rosen, freundliche Blumenmädchen, fantastisches Wetter, kreative Transportmittel, leckere Häppchen und fundierte Informationen zum geplanten Konzept im Falle eines Zuschlags für die Gartenschau: Die Stadtverwaltung betrieb am gestrigen Mittwoch einigen Aufwand, um die Fachkommission davon zu überzeugen, die Neckarstadt als Ausrichterin der Gartenschau 2027 zu wählen.

Die siebenköpfige Delegation hatte zuvor schon den Gartenschau-Mitbewerber Altensteig besichtigt. Abends stand ein Besuch in Rottweil an, das gerne eine Landesgartenschau ausrichten würde.

Neben Bürgermeister Gerd Hieber, Stadtbaumeister Reiner Wössner, Stadtgärtner Werner Sackmann sowie den Planern Annette Sinz-Beerstecher und Christian Böpple vom Büro „Freiraumconcept“ nahmen auch einige Gemeinderäte an der zweieinhalbstündigen Tour teil.

Hieber erinnerte bei der Begrüßung im Foyer der Stadthalle an die erste, gescheiterte Bewerbung für das „Grünprojekt“ 2009 und betonte: „Die Gründe für die Bewerbung sind ähnlich: Wir wollen eine Verknüpfung zwischen der Altstadt und den Neckarwiesen herstellen, und dies vor dem Hintergrund unserer Vergangenheit als bedeutendste Salzstadt Württembergs“. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Verbesserung der Zugänglichkeit und Erlebbarkeit des Neckars (wir berichteten). Drei Entwicklungsschwerpunkte sind vorgesehen: Der Marktplatz, der Wöhrd und der Bereich Bahnhof, Backsteinbau und Neckarwiesen.

Brucktorstraße Fugängerzone

Der Sulzer Bürgermeister skizzierte die zentralen Probleme: Der Neckar fließt zwar mitten durch die Stadt, die Quartiere sind aber vom Fluss abgewandt. Von der Kultur und Geschichte der einstigen Salzstadt sei bis auf das Sole-Freibad nichts Sichtbares übrig, bedauerte Gerd Hieber.

Wössner betonte: „Wir möchten die Gartenschau nachhaltig entwickeln, um für die Bürger den größtmöglichen und langfristigen Nutzen zu erzielen“. Der Wöhrd-Park soll das zentrale Gelenk zwischen der Innenstadt mit dem Marktplatz und den Neckarwiesen bilden. Als größten Mangel nannte der Stadtbaumeister: „Man nimmt den Neckar eigentlich nur auf den Brücken wahr“. Die Renaturierung soll mit dem Hochwasserschutz verknüpft werden. Sollte Sulz Ausrichterin einer Gartenschau werden, würde auf der Festwiese ein zentraler Ausstellungsbereich entstehen. Zudem sind Aktionen wie Floßfahrten und Fischerfeste für Jüngere geplant, um den Neckar zu erleben. Ein Kultur-Schmankerl wäre der bereits begonnene Kunstpfad mit Werken von Schülern und Künstlern.

Anhand eines Kurzfilms mit Drohnen-Aufnahmen erlebte die Delegation Sulz erst aus der Luft.

Für die anschließende Tour durch die Stadt hatte die Verwaltung eigens zwei sogenannte „Conference-Bikes“ aus Darmstadt kommen lassen. Jeweils zu siebt radelten die Teilnehmer zu den Stationen, an denen junge Mädchen und Frauen mit blumigem Kopfschmuck aus Krepp-Papier die Gruppe empfingen.

Im Wöhrd-Stadtpark hatte Markus Bantleon seinen „Fahr-Bar-Truck“ aufgebaut, so dass sich die Radler stärken konnten. Im aufgeschütteten Sand mit Liegestühlen spielten einige Kinder.

Die „Conference-Biker“ legten mehrere Stopps ein: Am Wasserspielplatz erklärte der Sulzer Bürgermeister die Entstehung und den Bezug zur einstigen Salzstadt.

An mehreren Stellen zeigte Reiner Wössner den Gästen, wo der Fußweg am südlichen Neckarufer bereits besteht und wo dessen Durchgängigkeit wie hergestellt werden soll. Der Weg soll auf Höhe des Wassers verlaufen. Im selben Zuge sollen auch die Hinterhöfe umgestaltet und begrünt werden. Auf der gegenüberliegenden Seite soll ein durchgängiger Radweg entstehen.

Beim Stopp vor dem Ex-Haus Vayhinger in der Brucktorstraße wies Hauptamtsleiter Hartmut Walter auf den neuen Standort des Bauernfeind-Museums hin.

An der Löwenbrücke teilte Wössner mit, dass die Brucktorstraße und die Brücke gepflastert, begrünt und in eine Fußgängerzone verwandelt werden sollen.

Auf dem Marktplatz zeigte Hieber anhand einer alten Holzdeichel, dass dort der Salzpfad starten soll, um den Verlauf zum einstigen Salinestandort auf dem Wöhrd nachzubilden.

Im Bürgersaal betrachtete die Kommission eine Präsentation von „Sulz 360“, das Sulz-Bild von Norbert Stockhus und stellte Fragen. Martin Richter-Liebald wies darauf hin, dass die kalkulierten Kosten von 500000 Euro im möglichen Gartenschau-Jahr nicht reichten. Artur Ostermaier hielt eine längerfristige Finanzplanung für wichtig. Stefan Fromm war der geplante Festplatz zu klein.

Marc Calmbach stellte am Ende anerkennend fest: „Sie haben sich etwas einfallen lassen“.

Als „kleine Aufmerksamkeiten“ zum Mitnehmen erhielt jedes der acht Kommissions-Mitglieder eine Sulz-Tasche mit Infomaterial über die Stadt, Mühlheimer Pralinen und ein Stück Hallerde.

Zum Abschluss des Rundgangs überreichte ein Salzsieder Stefan Fromm (links) einen Beutel mit Hallerde. Auf dieses Präsent freuten sich auchAnnette Sinz-Beerstecher und Christian Böpple.

Zum Abschluss des Rundgangs überreichte ein Salzsieder Stefan Fromm (links) einen Beutel mit Hallerde. Auf dieses Präsent freuten sich auch Annette Sinz-Beerstecher und Christian Böpple.

Stadtbaumeister Reiner Wössner erklärte derFachkommission im Wöhrd-Stadtpark die geplante Umgestaltung. Rechts: Kristina Metova von derJugendkunstschule mit blumigem Kopfschmuck.

Stadtbaumeister Reiner Wössner erklärte der Fachkommission im Wöhrd-Stadtpark die geplante Umgestaltung. Rechts: Kristina Metova von der Jugendkunstschule mit blumigem Kopfschmuck.

Weiterer zeitlicher Ablauf:

Bis 27. April dauert die Tour der

Bewertungskommission durch die

14 Städte, die sich für eine Garten- oder Landesgartenschau bewerben.

Ende Mai ist eine interministerielle Runde zur Gesamtbewertung geplant.

Vor der Sommerpause fließt diese in eine Kabinettsvorlage ein.

Im Laufe des Sommers fällt dann die Entscheidung, welche Städte den Zuschlag 2026 bis 2030 erhalten.

Kommissions-Mitglieder:

Marc Calmbach (Ministerium für Ländlichen Raum)

Artur Ostermaier (Gemeindetag)

Stefan Fromm (freier Landschaftsarchitekt)

Martin Richter-Liebald (BW-Grün)

Gerhard Hugenschmidt (BW-Grün)

Diana Heid (Landwirtschaftsamt)

Anja Heining (Öffentlichkeitsarbeit)

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Erstellt:
19.04.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 19.04.2018, 01:00 Uhr

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