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Tourismus-Ehe im Norden Baden-Württembergs

Ob Hohenlohe, Kraichgau, Taubertal oder Heilbronner Land: Bisher wirbt jede Region für sich um Reisende und Feinschmecker. Das soll sich ändern.

27.08.2021

Von RAINER LANG

Weinberge prägen die Landschaft im Norden des Landes, wie hier in Ingelfingen. Foto: Wirtschaftsförderung Hohenlohekreis

Weinberge prägen die Landschaft im Norden des Landes, wie hier in Ingelfingen. Foto: Wirtschaftsförderung Hohenlohekreis

Heilbronn/Künzelsau. Kooperation macht sich bezahlt. Die Nachfrage nach der Wohnmobilkarte, die mehrere Touristikgemeinschaften im Norden Baden-Württembergs gemeinsam erstellt haben, ist in diesem Jahr durch die Decke gegangen, freut sich Christina Lennhof. Für sie ist diese Karte eine Art Blaupause für das ambitionierte Vorhaben, das nördliche Baden-Württemberg zu einer touristischen Einheit zu verschmelzen.

Die Sprecherin des Projekts erinnert daran, dass der erste Anlauf für einen Zusammenschluss vor fünf Jahren gescheitert ist. Schließlich ist es keine einfache Aufgabe, eine neue Tourismusmarke zu schaffen und sechs Partner mit ihren regionalen Eigenheiten, wie das Heilbronner Land, Hohenlohe, Kraichgau-Stromberg, Odenwald und das liebliche Taubertal, auf eine Linie einzuschwören.

Die Konkurrenz im Tourismus-Geschäft ist groß. Deshalb will auch das Land das lokale Klein-Klein überwinden. Weg vom Kirchturmdenken lautet die Formel in der Tourismuskonzeption des Landes. Gefördert werden gezielt größere Einheiten. Für einen Re-Start im nördlichen Baden-Württemberg gab es 400?000 Euro.

Den Schwarzwald oder Tirol haben sich die Verantwortlichen dort zwar als Vorbilder genommen, aber schon die Suche nach einem gemeinsamen Namen erweist sich als schwierig. Dieser soll wie alles andere in einem „ergebnisoffenen Prozess“ ermittelt werden. Lennhof räumt ein, dass die Region zwar überschaubar, aber doch sehr unterschiedlich sei. Deshalb behilft man sich zunächst mit dem sperrigen Arbeitsbegriff „nördliches Baden-Württemberg“ sowie mit der Webseite „Freiraum“.

Vordringlich geht es aber darum, Angebote auf großen digitalen Plattformen wie Tripadvisor und allen möglichen Online-Kanälen zu platzieren, um auch Gäste über den engeren Umkreis von 200 Kilometern hinaus anzulocken. Dass es hier den Kocher-Jagst-Radweg, den Naturpark Stromberg-Heuchelberg, das idyllische Angelbachtal oder den von den Römern angelegten Grenzwall Limes gibt, soll möglichst auch international bekannt werden.

Schon die Vorschläge für Wohnmobiltouren, ergänzt durch Rad- und Wanderkarten, zeigen, was die Region alles zu bieten hat. Neben Schlössern, Burgen, Klöstern und Fachwerk auch so handfeste Dinge wie „Wein und Regionales“. Zu den Stationen auf dieser rund 650 Kilometer langen Thementour für Schlemmerreisende gehören unter anderem die Wein-Villa in Heilbronn, die Schokoladenmanufaktur Schell in Gundelsheim, Berres Nudelfabrik in Walldürn im Odenwald und der Regionalmarkt Hohenlohe in Wolpertshausen sowie Restaurants, Hotels, Besenwirtschaften und Weinausschankhütten.

Genuss ist ein Thema, das sich nach Ansicht von Lennhof gut als gemeinsame Klammer für die Region eignet. Vorbild ist die schon seit 2006 bestehende Genießerregion Hohenlohe. Dieser will Caroline Bogenschütz neuen Schwung verleihen. Seit Ende vergangenen Jahres leitet sie das neugeschaffene Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus beim Landkreis Hohenlohe. Sie ist überzeugt, dass gute Freizeitangebote die Region auch für Fachkräfte attraktiv machen. Mit „Hohenlohe to go“ hat sie schon ein Mehrwegsystem auf den Weg gebracht und erstellt unter dem Motto „Regionales auf Knopfdruck“ eine Übersicht von Automaten, an denen Produkte von Direktvermarktern erhältlich sind. Das sei für Radler und Wanderer genauso interessant wie für Beschäftigte, die spät nach Hause kommen, meint Amtsleiterin Bogenschütz.

„Ganz viel Potenzial“ hat für den Hohenloher Landrat Matthias Neth der Genuss im Weinberg. Aber es gibt Hindernisse: „Die Wengerter und die Kommunen glauben es, aber laut Baurecht dürfen Wengerthäusle keine Toilette haben“, beklagt Neth. Er will Hohenlohe nicht nur zur Biomusterregion machen, sondern auch den Weintourismus kräftig ausbauen. Der Wein hat immerhin schon Dauerwanderer und Moderator Manuel Andrack in die Genießerregion gelockt, die nicht nur Teil des württembergischen Weinwanderwegs ist, sondern auch des Weinradwegs.

Eine von vielen Genuss-Adressen: Metzgermeister und Fleisch-Sommelier Friedrich Hack in Lindelberg. Foto: Rainer Lang

Eine von vielen Genuss-Adressen: Metzgermeister und Fleisch-Sommelier Friedrich Hack in Lindelberg. Foto: Rainer Lang

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Erstellt:
27.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 27.08.2021, 06:00 Uhr

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