Traditionsgeschäft Papier-Haas schließt nach 92 Jahren

Einzelhandel Ein großer Verlust für die Kunden und für die Innenstadt: „Papier-Haas“, in 3. Generation geführt, schließt schon Anfang 2017 seine Pforten.

02.11.2016

Von Monika Schwarz

Eine altgewohnte Geschäftszeile am Freudenstädter Marktplatz: Das Schreibwaren- und Bürofachgeschäft Papier Haas.Bilder: Schwarz

Eine altgewohnte Geschäftszeile am Freudenstädter Marktplatz: Das Schreibwaren- und Bürofachgeschäft Papier Haas.Bilder: Schwarz

Rückläufige Umsatzzahlen zwingen Inhaber Andreas Lampart zu diesem Schritt.

Die Belegschaft wurde von Lampart bereits informiert, an die Kundschaft wird er sich in den kommenden Tagen mit einem persönlichen Schreiben wenden.

Eine Alternative zur Schließung sieht Inhaber Lampart nicht. Und leicht gemacht, so erzählt er im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE, hat er sich diesen Schritt nicht. Die Entwicklungen in der Branche, aber auch ganz speziell in Freudenstadt, haben ihm nun aber keine andere Wahl gelassen.

Schon seit ein paar Jahren mache sich die Konkurrenz durch das Internet, aber auch durch die Discounter und die Supermärkte in den Umsätzen stark bemerkbar. Seit Beginn diesen Jahres habe sich die Situation dann noch einmal merklich verschlechtert.

Ist das nun Zufall? Lampart vermutet eher nicht. Im Frühjahr hat das Schwarzwald Center in der Nordstadt eröffnet und darin auch den Müller-Markt mit seinem Sortiment an Schulbedarf integriert. Allein schon die große Nähe zu den Schulen und die kurzen Wege haben nun zwangsläufig dazu geführt, dass eben dort und nicht auf dem Marktplatz gekauft wird.

Ganz drastisch hat sich der Einbruch der Zahlen deshalb auch am Schuljahresanfang gezeigt, den Lampart ganz bewusst noch abwarten wollte, bevor er eine Entscheidung fällt. Auch das Depot im Schwarzwald-Center mit seinem zumindest teilweise ähnlichen Sortiment habe sich nicht gerade umsatzfördernd ausgewirkt. „Betriebswirtschaftlich lässt sich das nun einfach nicht mehr darstellen“, so Lampart frustriert.

Dass er lange mit sich gerungen hat, zeigt auch der Umstand, dass im letzten Jahr noch einmal kräftig in das Warenwirtschaftssystem investiert wurde – jedoch „geholfen hat das aber nicht“. „Würde ich mit diesem Schritt nun länger warten, dann wäre das im Grunde verantwortungslos – sowohl den Mitarbeitern als auch den Kunden gegenüber“, sagt Lampart.

Und er stellt bei der Gelegenheit auch dies klar: „Insolvent bin ich nicht – ich gehe jetzt geplant und geordnet vom Markt.“ Was hinterher in den Räumen, seinen Räumen, am Marktplatz passieren wird, das weiß der Geschäftsmann derzeit noch nicht. Klar ist, dass er sie wieder für den Handel zur Verfügung stellen will, „am liebsten an ein junges, kreatives Ehepaar mit neuen Ideen“. Einfach ist das sicher nicht.

Nach potenten Nachfolgern aus der Branche hat er auch schon Ausschau gehalten und mit diesen teilweise Kontakt aufgenommen. Der letzte habe nach der Besichtigung des neuen Einkaufszentrums in der Nordstadt aber abgesagt. Auch in der eigenen Familie und innerhalb der Mitarbeiterschaft habe sich niemand gefunden, der Lust hatte, weiter zu machen. All diese Möglichkeiten wurden ausgelotet. Froh ist Lampart nun – und das hat ihn auch persönlich berührt –,dass alle Mitarbeiterinnen – es sind 5 Vollzeitkräfte, 5 Teilzeitkräfte und zwei Azubis – Verständnis für den Schritt gezeigt hätten.

Umgekehrt würde Lampart sich wünschen, dass sie alle anderweitig eine neue Beschäftigung finden und dass vor allem die beiden Azubis – sie lernen den Beruf der Kauffrau im Einzelhandel, 2. Lehrjahr – ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb fortsetzen können.

Sie alle könne er als gute und loyale Mitarbeiter jedenfalls sehr empfehlen.

Lampart selbst wird sich nach der Schließung, die voraussichtlich Ende Februar vonstatten gehen wird, noch stärker als bisher seinem Weinladen „Haas-au-Vin“ gleich um die Ecke widmen. Dieser entwickle sich gut. Die Kundschaft komme zwischenzeitlich auch von außerhalb und schätze das Angebot und die persönliche Beratung sehr.

Inhaber Andreas Lampart.

Inhaber Andreas Lampart.