Netter, letztlich zu zaghafter Versuch, die alte Legende in die Multiplex-Moderne zu retten.

Tristan und Isolde

Netter, letztlich zu zaghafter Versuch, die alte Legende in die Multiplex-Moderne zu retten.

24.11.2015

Von che

Tristan und Isolde

Die legendäre Liebestragödie war, spätestens seit Wagners ominösem Akkord, ein Fall für die Hochkultur, für die Oper und das Kunstkino. Dagegen musste etwas unternommen werden; schließlich entstammt die Sage ursprünglich der keltischen Volkskultur, und war nicht auch Gottfried von Straßburg, Autor der folgenreichsten Bearbeitung des Stoffes, ein Mann des einfachen Volkes?

Das Team um Regisseur Kevin Reynolds („Robin Hood?) geht die Re-Popularisierung auch gar nicht ungeschickt an: Das Drehbuch kombiniert keck verschiedene Quellen mit moderaten Modernisierungen, wobei aller Hokuspokus zugunsten einer ansatzweisen historischen Fundierung ? die Hegemonialkriege auf den britischen Inseln nach dem Abzug der Römer ? eliminiert wurde. Ferner vereinigt der Plot die fuchtelfilmischen Interessen der Jungs (Kriegsgemetzel, Turnier-Halali) mit den Schmacht-Bedürfnissen der Mädels, so dass der Beziehungsstress bei der Abendplanung diesmal entfällt.

Trotz alledem ist der fertige Film so unstimmig, dass sich der Spaß in Grenzen hält. Die in den besten Momenten düster-expressionistischen Stimmungs-Bilder à la Macbeth werden von Dialogsätzen auf Telenovela-Niveau niedergemacht. Grandiose irische Landschaften, die es zum Glück umsonst gibt, stehen neben billig gezimmerten Kulissen und unablässigen Großaufnahmen, die das offenbar schmale Budget kaschieren sollen. Schön ist, dass junge, scheinbar unverbrauchte Gesichter für die Hauptrollen ausgewählt wurden, aber was bringt?s, wenn sie sich wie Klone von Orlando Bloom und Cate Blanchett aufführen?

Die gute Idee, das zu Unrecht im Elfenbeinturm schmorende Liebespaar wieder der breiten Masse zu übergeben, hätte eine sorgfältigere Durchführung verdient.