Das Baby als Chance: Hoch artifizielle, aber in sich schlüssige Ballade über eine Gangster-Karriere.

Tsotsi

Das Baby als Chance: Hoch artifizielle, aber in sich schlüssige Ballade über eine Gangster-Karriere.

24.11.2015

Von che

Tsotsi

Wie man Straßenkriminelle zähmen kann ? dazu gab es beim eben zu Ende gegangenen Cine Latino so unterschiedliche Vorschläge wie klassische Musik oder kompromissloses Wegsperren. Der südafrikanische Film „Tsotsi? kommt nun mit einer noch originelleren Idee.

Jener Tsotsi (was schlicht Gangster heißt) ist der Anführer einer jugendlichen Township-Gang. Ohne menschliche Regung murkst er für kümmerliche Beute arglose Passanten ab, und prügelt sogar seinen besten Freund einer Nichtigkeit wegen windelweich. Ein von Grund auf und Natur aus böser Mensch also? Die Nagelprobe kommt, als er eines Nachts vom Rücksitz eines geklauten Wagens Babygeschrei vernimmt. Wider alle Gangster-Vernunft bringt Tsotsi das Balg in seine Wohnung, wo es fast schlagartig die weichen Seiten des knallharten Burschen zum Vorschein bringt. Zum einen, weil Kleinkinder an sich das Herz rühren. Mehr aber noch, weil es ihn selbst zum Nachdenken bringt, warum er so wurde, wie er ist.

Wer von „Tsotsi? einen nach Authentizität heischenden Getto-Knaller vom Schlage „City Of God? erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Erzählt wird eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte in einem künstlich geschaffenen Milieu. Hat man das aber mal akzeptiert, ist der Film gar nicht so übel. Auf symbolischer Ebene gelingen Regisseur Gavin Hood einige höchst intensive Momente, welche die Schlüsselstellen in Tsotsis vergangenem und gegenwärtigen Leben, etwa seine elende Kindheit mit einer Aids-kranken Mutter und einem Raubein von Vater, prägnant verdichten. Allerdings überzeugen diese Einzelteile erheblich mehr als das große Ganze, das relativ strikt und zuweilen arg sentimental den Genre-Regeln des Melodramas folgt ? auch wenn Regisseur Hood freundlicherweise auf den monumentalen Tränen-Showdown verzichtet.