Die Position sichern

Tübinger Empfehlungen für Wirtschaftspolitik

Gemessen an der Leistung und der Beschäftigung ist die wirtschaftliche Situation in Baden-Württemberg besser als in den meisten anderen Ländern. Doch wie kann diese Position in Zukunft gesichert werden? Das Tübinger Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) hat zwölf Empfehlungen formuliert.

04.04.2016

Tübingen. Laut IAW bestehen für hiesige Unternehmen auf Exportmärkten erhebliche Risisken. Zudem blieben die zunehmende Technologisierung und Digitalisierung weiterhin entscheidende Faktoren für wirtschaftlichen Erfolg. Bei der öffentlichen Infrastruktur gebe es ebenso Nachholbedarf für die Politik, beim Bürokratieabbau und beim Anwerben junger Auszubildender: „Die Betriebe haben jetzt schon Schwierigkeiten, ihren Fachkräftebedarf zu decken, obwohl die wichtigsten Folgen der demografischen Entwicklung noch bevorstehen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das IAW attestiert dem Land eine große Innovationskraft, „mehr als in allen anderen Bundesländern“. Doch gerade die kleinen und mittleren Unternehmen brächten relativ zu ihrer Größe weniger Innovationen hervor als Großunternehmen. Deshalb sollten nach Ansicht des Instituts mehr Anreize für Kooperationen zwischen Hochschulen und solchen Unternehmen gesetzt werden. Dies sei aus der Erfahrung in anderen Ländern der wirksamste Hebel.

Außerdem bestehe erheblicher Nachholbedarf bei öffentlichen Invesitionen. Hier gelte es den Schwerpunkt auf das wirschaftliche Wachstum zu setzen: Vermittlung von Qualifikationen von der frühkindlichen Erziehung bis zu den Berufs- und Hochschulen und der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Derzeit werde Deutschland bei der Verfügbarkeit von schnellen und kostengünstigen Internetverbindungen international betrachtet seiner wirtschaftlichen Bedeutung und Leistungsfähigkeit nicht gerecht.

Weiterhin fordert das IAW von der kommenden Landesregierung, den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen nach der Geburt ihrer Kinder zu erleichtern. Es sei von „größter Bedeutung, dass die Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt im Umfang zunimmt“. Deshalb soll die Landesregierung einen besonderen Akzent auf die Förderung von ganztägiger Kinderbetreuung setzen. Und auch bei der Zuwanderung müssten Weichenstellungen vorgenommen werden: So sei es laut IAW unabdingbar, das berufliche Ausbildungssystem für Zuwanderer zu öffnen und ihnen eine wirkungsvolle Orientierung zu geben.ST