Überholtes Klischee

Moritz Hagemann berichtete über den Besuch der Bürgermeister von Moshi in Tübingen.

04.11.2016

Von Katharina Koppe

Am 19. Oktober wurde der Artikel „Wieder Kaffee für die Holzstadt“ von Moritz Hagemann veröffentlicht. Darin reduziert er die tansanischen Gäste auf eine Handvoll stereotyper Eigenschaften, die Menschen mit afrikanischer Herkunft zugeschrieben werden und diese im Vergleich zu der weißen Mehrheitsgesellschaft in Deutschland herabwürdigen.

Es wird unter anderem beschrieben, wie viel „Lebensfreude“ die beiden Tansanier hätten und wie sie „kindlich in ihre Mikrofone kichern“ und später „selbst bei ernsthaften Themen freundlich dreinblicken“. Für zwei erwachsene Menschen, die auf dieser Veranstaltung außerdem eine politisch repräsentative Funktion für ihre Stadt innehatten, kann dieser Vergleich mit naiven Kindern nur erniedrigend sein. An anderer Stelle wird hervorgehoben, wie Verwaltungsdirektor Mwandezi „voller Empathie“ sei und „Liebe weitergeben“ wolle, während er von den „Tübinger Oberen“ noch einiges an Wissen dazulernen könne.

Diese Stereotypen bedienen ein überholtes Klischee aus dem Kontext des Kolonialismus: Die vermeintliche Emotionalität/Wärme und Kindlichkeit/Naivität der Schwarzen wird in den Vordergrund gestellt und gegen das kühle Rational und überlegene Wissen der weißen kontrastiert. Durch die undifferenzierte Replikation dieser Klischees wird den Betroffenen nicht nur ihre Individualität, sondern auch ihre Kompetenz abgesprochen. Der Artikel ist deshalb als stereotyp und diskriminierend einzuordnen und Herr Hagemann sollte sich öffentlich dafür entschuldigen.

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Erstellt:
04.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 38sec
zuletzt aktualisiert: 04.11.2016, 01:00 Uhr

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