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Übrig bleiben nur leere Stühle und Bänke

Den zwölf verbliebenen Mitarbeitern bei Möbel Wössner wurde zum Jahreswechsel die Übernahme in eine Transfergesellschaft angeboten. Auf Kastell soll lediglich der Fabrikverkauf fortgeführt werden.

07.12.2017

Von Cristina Priotto

Dunkle Wolken hängen erneut über Möbel Wössner.Bild: Priotto

Dunkle Wolken hängen erneut über Möbel Wössner.Bild: Priotto

Die Vorfreude auf Weihnachten dürfte bei den letzten zwölf Beschäftigten des Sulzer Möbelherstellers Wössner getrübt sein: Das verbliebene Dutzend erfuhr am gestrigen Mittwoch, dass zum Ende des Jahres auch der Vertrieb und die EDV-Abteilung am Traditionsstandort geschlossen werden. Die letzten bislang in Sulz erhaltenen Bereiche des ehemals größten Arbeitgebers der Gesamtstadt werden ab Anfang 2018 von Bosnien aus übernommen.

Der Belegschaft ist nach Informationen der SÜDWEST PRESSE die Übernahme in eine Transfergesellschaft angeboten worden. Ein Sprecher bestätigte dies auf Nachfrage unserer Zeitung: „Es war absehbar, deshalb ist keiner aus allen Wolken gefallen“, teilte der Informant unserer Zeitung über die Bekanntgabe mit.

Nach der Schließung des Produktionsstandorts am Traditionssitz auf Kastell Ende September vergangenen Jahres waren die 105 Arbeitsplätze dort und in der Verwaltung sowie ein weiteres Dutzend geringfügig Beschäftigter weggefallen. Anfangs blieben noch etwa 50 Stellen in der Verwaltung und Entwicklung sowie der Fabrikverkauf in Sulz erhalten. Sukzessive wurden in den vergangenen Monaten dann auch die Verwaltung und die Buchhaltung in die Firmenzentrale nach Kljuc ins Ausland verlagert.

Seit der Übernahme durch die Parramatta Capital Holding entstand auf dem Balkan ein neues Werk, in dem 120 Mitarbeiter überwiegend Furnier- und Massivholzteile für die Wössner-Modelle fertigen. Ein weiteres Werk für die Polsterteile betreibt die Prevent Group in Visoko.

Da die Beschäftigten aus Vertrieb und EDV erst gestern informiert wurden, ist nach Auskunft der anonymen Quelle unklar, wieviele das Angebot annehmen. In eine Transfergesellschaft können ehemalige Wössner-Beschäftigte nach Auskunft der IG Metall allerdings auch nur befristet bis maximal zehn Monate wechseln. Während dieser Zeit suchen die Betroffenen gemeinsam mit der Agentur für Arbeit neue berufliche Perspektiven.

Noch völlig offen ist zudem, was aus den bald leerstehenden Büros wird. Möbel Wössner hatte die Räume seit einem Jahr vom neuen Grundstücks- und Gebäudebesitzer, dem Logistik-Unternehmen Schuon aus Haiterbach, gemietet. „Nur die Hälfte der Büros war gemietet, aber viele Zimmer standen schon leer“, berichtet ein Insider.

Als einziges Überbleibsel des einstigen Marktriesen soll der Fabrikverkauf mit Restposten und Zweite-Wahl-Verkauf durch drei Mitarbeiter und drei Aushilfen auch in Zukunft erhalten bleiben.

Übrig bleiben nur leere Stühle und Bänke

Chronologie Schließung:

8. Januar 2016: Parramatta Capital Holding, eine Tochter der Prevent Group, meldet Interesse an einer Übernahme von Möbel Wössner an.

19. Januar 2016: Der Übernahme stimmt das Bundeskartellamt zu.

30. September 2016: Als Erstes wird der Produktionsstandort Sulz aufgelöst und die Fertigung komplett nach Bosnien-Herzegowina verlagert. 120 von damals noch 170 Mitarbeitern verlieren in der Neckarstadt ihre Jobs.

16. Dezember 2016: Schuon-Logistik aus Haiterbach kauft das Grundstück und die Gebäude. Möbel Wössner nutzt Teile des Areals als Mieter.

6. Dezember 2017: Die Mitarbeiter aus Vertrieb und EDV erfahren, dass auch ihre Bereiche ins Ausland nach Kljuc verlagert werden. Lediglich der Fabrikverkauf wird fortgeführt.