Leben und Liebe im Grauschleier der Industriebrachen: herausragender Milieufilm aus Belgien.

Ultranova

Leben und Liebe im Grauschleier der Industriebrachen: herausragender Milieufilm aus Belgien.

24.11.2015

Von che

Ultranova

Dimitri, der Held aus Ultranova, könnte aus ähnlichen sozialen Verhältnissen stammen wie Bruno. Allerdings ist aus ihm kein Straßendieb geworden, sondern Fertighaus-Verkäufer. In dem Trio, das auf freiem Feld vor riesigen Plakatwänden auf Kundschaft wartet, ist er der Underdog, ein maulfauler Sonderling, hinter dessen Rücken man raunt, er habe seine ganze Familie bei einem schrecklichen Unfall verloren. Auch als heimlichen Kinderschänder kann man ihn sich anfangs gut vorstellen. Aber Vorsicht: In dem stilistisch herausragenden Film des belgischen Newcomers Bouli Lanners ist wenig so, wie es zunächst scheint.

Wie in „L?enfant? spielt auch hier das Milieu, das die Menschen im Innersten prägt, die Hauptrolle. Regennasse Baustellen, Ostblock-würdige Wohnsiedlungen und grau verschleierte Industriebrachen finden emotional verfinsterten Gemütern ihr Pendant. Nur Dimitris Zufallsbekanntschaft mit zwei Mädchen aus der Nachbarschaft bringt die träge Gleichform des Lebens ein winziges bisschen aus der Balance.

Ohne äußerliche Handlung zeichnet Lanners, ein gelernter Maler, mit meisterlicher Hand ein magisches Stimmungsbild dieser wüsten (Seelen-)Landschaft. Es ist eines jener seltenen, kaum zu erklärenden Kinowunder, dass man trotzdem mit großer Zuversicht in die Welt hinaus entlassen wird.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 34sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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