Dorfleben

Um zwei Meter kürzer gemacht

Empfinger Friseurmeisterin Anna-Lena Locher wird vom Meisterbaum überrascht. Beim Aufstellen passiert ein Missgeschick.

08.11.2018

Von Gerhard Rebmann

Um zwei Meter kürzer gemacht

Seit kurzem steht, weithin sichtbar, ein geschmückter Baum in der Schanzgasse – die Empfinger wissen von der Tradition, einen frisch gekürten Handwerksmeister so zu ehren und nehmen dies gerne zum Anlass für ein ausgelassenes Fest. Von dem Stellen des Baumes hatte die Geehrte Anna-Lena Locher keine Ahnung – sie plante für den Abend eine kleine Feier und war völlig überrascht vom Engagement ihrer Freunde. „Selbst die Mädels hen beim Räppla ond Schmücka g’holfa“, verriet der stolze Vater Wolfgang, der auch dabei war, als der 18 Meter lange Baum aufgerichtet wurde.

Dies erwies sich aber als Vorhaben mit Hindernissen, war das Holz doch sehr lang und schwer. Zunächst war eine Stromleitung im Weg, dann der Baum zu schwer für die zusammengeschraubten Drückstangen. Eine brach, und der Meisterbaum musste um zwei Meter gekürzt werden. Inzwischen war es dunkel geworden, was der guten Laune aber keinen Abbruch tat. Je mehr der Meisterbaum misst, desto teurer wird es für die oder den Geehrten, muss er doch pro Meter Baum eine Kiste Bier kaltstellen.

Im August 2018 hat Anna-Lena Locher in Konstanz ihre Prüfung zur Friseurin mit großem Erfolg bestanden und freute sich nun riesig über die Überraschung, die ihr die „Jahrgängerinnen und Jahrgänger 1994/95“ bereiteten. Nach dem Besuch der Lina-Hänle-Realschule in Sulz begann die junge Frau ihre Karriere 2011 in Stuttgart-Degerloch beim „Team Keller“. Anna-Lena wollte „unbedingt in eine Stadt!“

Sie ist sich im Nachhinein auch sicher, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben: „Mein junger Chef konnte mir unheimlich viel beibringen!“

Zurück zum alten jungen Chef

In den zweieinhalb Jahren ihrer verkürzten Ausbildung wechselte sie ein Mal intern im Team an den zweiten Standort des Betriebs nach Herrenberg – nach neun Monaten fuhren ihre Eltern sie jedoch wieder regelmäßig an die Peripherie der Landeshauptstadt „zu meinem alten jungen Chef!“ Im Herbst 2015 begann sie dann in München an einer Privatschule
eine Zusatzausbildung zum „Make-Up-Artist“.

In der vierteiligen Prüfung hatte sie unter anderem die Aufgabe, zwei Probanden komplett für eine „Vintage Hochzeit“, also eine Hochzeit im Nostalgie-Look, umzustylen. Seit Mitte Oktober nun bringt sich die junge Meisterin im Team von „Haarkunst“ in Freudenstadt ein.

So stellten die Helferinnen und Helfer also einer beruflich sehr zielstrebigen Meisterin den Baum vor die Türe. Dafür brachten sie sich mit einem Trinkspiel in Stimmung. Regeln: Immer, wenn ein vorbeifahrendes Auto hupt, durften die Helfer etwas Alkoholisches trinken – natürlich wurden die Fahrer durch Winken und Gestikulieren aufmerksam gemacht und manche drehten, zur Freude der durstigen Kehlen, mehrfach hupend an der lustigen Gruppe vorbei. Abends war dann eine Party im Hof angesagt – dabei freute sich Anna-Lena Locher ganz besonders über ihre beste Freundin Julia, die sowohl das Fest organisiert, als auch ein ganz spezielles Gedicht für sie verfasst hatte. „Ich freue mich riesig über das, was ich geschafft habe.

Aber ohne meine Eltern, meinen Freund und meinen alten Chef hätte ich nie und nimmer den Meister gemacht“, bedankte sich die Geehrte ganz herzlich bei diesen für sie wichtigen
Menschen.

Um zwei Meter kürzer gemacht

Zum Artikel

Erstellt:
08.11.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 08.11.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!