Undurchdachtes

Beate Weingardt (19. November) und Carsten Schuffert (4. Januar) kritisierten die Anwohner der „Franzosenwiese“ in Tübingen für deren Leserbriefflut. Hier kommt der Konter – einer Anwohnerin.

05.01.2017

Von Claudia Thaler

Lieber Herr Schuffert, ich weiß, mit wie vielen Themen und Unterlagen sich Gemeinderäte beschäftigen müssen und wie viele Abende sie in Sitzungen zubringen. Ich finde das bewundernswert und es ist klar, dass sich nicht jeder intensiv mit jedem Thema beschäftigen kann. Frau Stöffler hat nichts unterstellt, sondern Herr Soehlke hat öffentlich und explizit gesagt, dass er die Gutachten nicht gelesen hat. Ein Kompromiss wird beiden Seiten gerecht und von beiden akzeptiert. Dies hier ist keiner, bestenfalls Zugeständnis an vorher Undurchdachtes. Viel interessanter finde ich jedoch, wie die Tübinger mit dem Thema umgehen. Man kann es natürlich so halten wie Frau Weingardt, die sich nicht interessiert, inhaltlich nicht Stellung bezieht, sondern das allein den gewählten Delegierten überlässt. Aber wie stehen denn die Tübinger dazu, dass entlang der stark befahrenen B 27 jetzt Wohnklötze für hunderte Menschen gebaut werden (architektonisch, sozial? Ökologisch – Frischluftschneise? Verkehrsinfrastruktur?), dass ältere Viertel mit Gärten zugunsten großer Klötze kaputt gemacht werden? Dass man Flüchtlinge eben nicht integrierend, sondern in größeren Einheiten oder auch auf einem schmalen Streifen Land außerhalb der Stadt direkt zwischen Bahnlinie und vierspuriger B 28 (Kreuzung beim Freibad) unterbringt? Ist das o.k.? Gewünscht? Akzeptiert? Hier liest man über Jahre nur zigmal über das diskriminierende „Nicknegerle“. Wo ist die Diskussion über die Bedingungen für die real lebenden Menschen?