Schwedische Dokumentation über den Widerspruch von poetischer Natur und ökologischer Wirklichkeit.

Unser Planet

Schwedische Dokumentation über den Widerspruch von poetischer Natur und ökologischer Wirklichkeit.

23.11.2015

Unser Planet

Wer heutzutage per Hotline eine Bestellung oder Beschwerde tätigen will, kann schon mal am anderen Ende der Welt landen. Speziell amerikanische Firmen verlagern ihre Callcenter massenhaft in die Dritte Welt ? am liebsten nach Indien, weil man dort ja auch eine Art Englisch spricht.

Diesen Plan verfolgt auch der Kitschversandhandel, in dem Todd (Josh Hamilton) bisher die Auftragsannahme geleitet hat. Achtmal niedriger, hat sein Chef herausgefunden, liegen die Personalkosten in der Gegend um Bombay ? vorausgesetzt, die dortigen Telefonist(inn)en gehen genauso zackig zu Werke wie ihre amerikanischen Kollegen. Um ihnen also Tempo, Disziplin und die „richtige? Aussprache einzubleuen, soll der smarte Jungmanager seine Zelte bis auf weiteres in Indien aufschlagen.

Daraus entspinnt sich in „Outsourced? freilich kein globalisierungskritisches Pamphlet, sondern erst mal eine Kulturclash-Komödie klassischen Zuschnitts. Heiter im Tonfall und konventionell in der Machart prallen unterschiedliche Vorstellungen vom Essen oder von der Ehe aufeinander, wobei meistens der auf charmante Art ungelenke Amerikaner zur Zielscheibe der Komik wird.

Doch erwartungsgemäß wirft Todd seinen Schutzpanzer vor der Fremde allmählich ab und schließt Land, Leute und insbesondere eine weibliche Angestellte tief ins Herz. Das ist nicht immer frei von Klischees, die aber meist so liebevoll aufbereitet sind, dass man?s kaum übelnimmt ? zumal sich US-Independent-Regisseur John Jeffcoat einen durchaus reellen Blick auf indisches Leben zwischen Laisser-faire, Aufsteiger-Ehrgeiz und bitterer Armut gestattet.

Die Callcenter-Belegschaft entpuppt sich als liebenswert chaotisches Trüppchen, das sich ? nicht zuletzt dank Todds unverhofftem Einfühlungsvermögen ? willig in die Methodik betriebswirtschaftlicher Effizienz einweisen lässt. Zur kapitalistischen Erfolgsstory reicht es trotzdem nicht ? schließlich steht hinter der nächsten Landesgrenze schon ein noch genügsamerer Billiglöhner zur Übernahme bereit.

Allemal, so vermittelt uns dieser simpel sympathische Debütfilm, liegt das Glück nicht in Profitraten und erfüllten Planvorgaben, sondern, um?s mal altlinks zu sagen, in unverdinglichten menschlichen Beziehungen. Und die findet man ? ältere Kinofans wissen das aus dem artverwandten Komödien-Klassiker „Local Hero? ? gern mal am anderen Ende der Welt.

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Erstellt:
23.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2015, 12:00 Uhr

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