Wirtschaft

Unternehmen der Region bereiten sich auf den Brexit vor

Nach der jüngsten Abstimmung im britischen Unterhaus wird der sogenannte harte Brexit immer wahrscheinlicher. Was bedeutet er für hiesige Firmen?

14.03.2019

Von Manuel Fuchs

Vieles deutet auf einen Abschied Englands aus der EU hin. Firmen aus Horb und Umgebung bereiten sich so gut es geht auf die unterschiedlichen Szenarien vor.Bild: Alisa Swoboda.

Vieles deutet auf einen Abschied Englands aus der EU hin. Firmen aus Horb und Umgebung bereiten sich so gut es geht auf die unterschiedlichen Szenarien vor.Bild: Alisa Swoboda.

Zum zweiten Mal nach dem 15. Januar stimmte das Londoner Parlament am Dienstagabend gegen das von Premierministerin Theresa May vorgelegte Austrittsabkommen. Mit 391 Nein-Stimmen war die Zahl der Gegner zwar rückläufig gegenüber der Abstimmung im Januar (damals: 432-mal „Nein“), aber immer noch deutlich größer als die der Befürworter. Das Vereinigte Königreich würde nach diesem Stand am Freitag, 29. März, ohne ein Abkommen rechtskräftig aus der Europäischen Union
austreten.

Dies stellt nicht nur die Briten selbst, sondern alle Firmen, die mit britischen Bürgern oder Unternehmen in Geschäftsbeziehungen stehen, vor besondere Herausforderungen. Bereits nach der ersten Abstimmung im Januar hatte Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald das Abstimmungsergebnis als einen „schicksalhaften Beschluss“ bezeichnet und folgende Befürchtung formuliert: „Nun droht ein ungeregelter Brexit mit zahlreichen wirtschaftlichen und rechtlichen Unsicherheiten.“ Da sich an den politischen Rahmenbedingungen nichts Wesentlichen geändert, die Dringlichkeit aber erhöht hat, ist diese Befürchtung weiterhin aktuell. Das Vereinigte Königreich stellt mit einem Anteil von rund 11 Milliarden Euro an den baden-württembergischen Ausfuhren auch für die Unternehmen im Nordschwarzwald ein wichtiges Exportland dar.

Die Herausforderungen beschränken sich dabei keineswegs auf Einfuhrzölle. Produktzertifizierungen beispielsweise müssten teilweise neu beantragt werden. Grenzkontrollen kosten Zeit, und die ausgeklügelten Just-in-time-Lieferketten müssen vollständig neu geplante werden.

IHK sieht Politik in der Pflicht

IHK-Präsidentin Claudia Gläser hatte schon früh eine rasche und umfassende Lösung gefordert: „Die EU und die britische Regierung sollten zügig auf Regelungen hinarbeiten, die die negativen Folgen eines Brexits abschwächen.“ Genützt hat dies wenig. Die IHK sieht die Politik in der Pflicht, die Folgen eines ungeregelten Austritts Großbritanniens für die Wirtschaft so weit wie möglich abzufedern. Dazu gehöre vor allem, schnell wieder Rechtssicherheit für Geschäftsbeziehungen herzustellen. Wichtig sei für die Unternehmen auch eine nachhaltige Vereinbarung zur Mobilität von Arbeitnehmern.

Das in Horb vertretene Unternehmen Bosch-Rexroth beobachtet die aktuellen Entwicklungen in Großbritannien mit Sorge, und formuliert Erwartungen an die Politik: „Die Unternehmen brauchen schnellstmöglich wieder Planungs- und Rechtssicherheit – auch langfristig“, ist aus der Pressestelle zu hören. „Wir sind fest davon überzeugt, dass ein reibungsloser Handel die Grundlage für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist.“ Der freie Austausch von Waren und Dienstleistungen sichere Arbeitsplätze und sei damit Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Die wichtigsten Ziele der Brexit-Verhandlungen sollten nach wie vor ein umfassendes Freihandels- und Investitionsabkommen sowie ein hohes Maß an Flexibilität bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit.

Gerhard Böhm, Geschäftsführer Vertrieb bei Arburg, baut unabhängig von der Politik auf die Stärke des Loßburger Unternehmens. Er ist sicher: „Unabhängig davon, wie der Brexit ausgehen wird, wird sich für unsere Kunden nichts ändern und das haben wir ihnen auch schriftlich gegeben.“ Die Niederlassung in Großbritannien bleibe „in der bewährten Größe und Ausstattung“ bestehen. Arburg werde seinen Kunden in diesem wichtigen Markt wie bisher umfassend in Sachen Vertrieb, Beratung und Service zur Seite stehen – getreu dem Markenversprechen „Wir sind da.“

Prof. Klaus Fischer, Inhaber der Unternehmensgruppe Fischer,, betont den Stellenwert Großbritanniens für das Unternehmen: „Wir sind mit 47 Landesgesellschaften in 35 Ländern aktiv. Dazu gehört über unsere Landesgesellschaft Fischer Fixings UK mit Sitz in Wallingford auch der Markt in Großbritannien. Er ist für uns, neben zahlreichen anderen Märkten, weltweit ein wichtiger Markt.“ Man beobachte die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit immer sehr genau. „Beim Brexit gehen wir davon aus, dass wir in Großbritannien und eventuell in Irland betroffen sind. Wir haben uns auf diese Situation entsprechend vorbereitet.“

Informationen der IHK

Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Trennungsprozesses zwischen den Briten und der Europäischen Union macht es für die Unternehmen erforderlich, sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten.

Die IHK Nordschwarzwald bietet auf www.nordschwarzwald.ihk24.de,

Seitennummer 4115936, zahlreiche

Informationen sowie die Checkliste „Are you ready for Brexit?“ zur Vorbereitung auf den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs. Individuelle Beratung erhalten Unternehmen unter brexit@pforzheim.ihk.de und

Telefon 07231/201139.

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Erstellt:
14.03.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 14.03.2019, 01:00 Uhr

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