Wenn der Kitsch so wuchtig kommt, lassen wir uns doch gern von ihm einwickeln..

Unterwegs nach Cold Mountain

Wenn der Kitsch so wuchtig kommt, lassen wir uns doch gern von ihm einwickeln..

24.11.2015

Von che

Obwohl er sich frisch in die Pfarrerstochter Ada (Nicole Kidman) verliebt hat, zieht der Zimmermann Inman (Jude Law) pflichtschuldig in den amerikanischen Bürgerkrieg. Doch nach drei Jahren fürchterlichen Gemetzels entschließt sich der Südstaaten-Soldat zur Fahnenflucht und begibt sich auf eine (buchstäbliche) Odyssee durch ein barbarisiertes Land. Daheim, wo eine enthemmte Bürgerwehr das kriegsmüde Volk terrorisiert, versucht die feingeistige Ada mit Hilfe einer resoluten Freundin (Renée Zellweger) im täglichen Überlebenskampf ihre Frau zu stehen.

„Unterwegs nach Cold Mountain? steht in der Tradition melodramatischer Historienepen wie „Vom Winde verweht?, wobei das moderat modernisierte Frauenbild, ein Liebespaar, das fast den ganz Film über getrennt ist, und die kriegskritische Botschaft als Besonderheiten hervorstechen. Wundern darf man sich vor allem, dass in einem aktuellen Hollywoodfilm ein Deserteur verherrlicht wird. Fans des Kitschkinos dürfen sich dennoch auf feuriges Liebesgesäusel (via Feldpost), Bilderbuch-Landschaften und trotz größter Strapazen stets hübsch anzusehende Schauspieler freuen. Allerdings hat Regisseur Anthony Minghella („Der englische Patient?) das Pathos über weite Strecken so gedrosselt, dass man sich des Mitfieberns nicht schämen muss. Die geschickt parallel montierten Handlungsstränge, eine gespenstisch zwischen Hoffnung und Verzweiflung flirrende Stimmung, und die Fülle packender Nebenepisoden tun ein Übriges, dass man 155 Minuten lang sehr ordentlich unterhalten wird.