Erbauungsfilm für Vorstadt-Spießer mit Frau und Kind.

Untreu

Erbauungsfilm für Vorstadt-Spießer mit Frau und Kind.

24.11.2015

Von che

Untreu

Edward Sumner alias Richard Gere (53) ist wohl bestallter Geschäftsführer einer Firma und lässt es sich ansonsten mit Frau und Kind in einer properen Villa im Grünen gut gehen. Sein Lebensentwurf bricht zusammen, als sich seine superspießige Gattin eines Tages ohne erkennbaren Grund in eine Affäre mit einem knackigen Franzosen stürzt.

Wer nun ein ausgedehntes Bad in männlichem Selbstmitleid erwartet, wird zunächst angenehm enttäuscht. Regisseur Adrian Lyne lässt die Schuldfrage links liegen und inszeniert den Ehebruch als Akt der Befreiung aus einem unsichtbaren Gefängnis. Wie sich das Glück, dem Kleinfamilienverband (Amerikas Heiligstem) entronnen zu sein, in Diane Lanes schönem Gesicht spiegelt, hat für Hollywood-Verhältnisse fast schon was Radikales.

Nach 60 Minuten ist aber höchste Zeit für Schluss mit lebenslustig. Der Lover entpuppt sich als Scharlatan, und so wird ihm vom gehörnten Gatten im Affekt, aber doch auch im Interesse einer höheren Gerechtigkeit, der Schädel zertrümmert. Den Rest des Films rauft sich das Paar, man hat ja schließlich ein Kindermäulchen zu stopfen, wieder zusammen.

Gestalterisch bewegt sich „Untreu? auf erheblich höherem Niveau als der hochnotbiedere „John Q?. Lyne, der gewiefte Kunstgewerbler („Lolita?), spielt clever mit Bildsymbolen und setzt gekonnt Suspense-Akzente. Die Botschaft aber ist die gleiche: Zur Rettung des Familienfriedens sollte Mann jedes Mittel recht sein: Mord und Geiselnahme inklusive.

Zum Artikel

Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.