Stille Komödie über einen Familienvater, der sich die Leichtigkeit zurückerobert.

Urlaub vom Leben

Stille Komödie über einen Familienvater, der sich die Leichtigkeit zurückerobert.

24.11.2015

Von che

Urlaub vom Leben

Vor zwei Jahren hat Neele Vollmar mit der heiteren Familien-Miniatur „Meine Eltern? den Publikumspreis beim Tübinger Kurzfilmfest gewonnen. Jetzt kommt ihr erster langer Spielfilm, eine Abschlussarbeit an der Ludwigsburger Filmakademie, in die Kinos, und das mit stattlicher Kopienzahl. Wieder ist der Blick auf die Familie gerichtet, genauer: auf den gemütlichen Vater und Gatten Rolf Köster (stark: Gustav-Peter Wöhler).

Auf den ersten Blick muss sich der korpulente Mittvierziger keine großen Sorgen machen. Er hat einen sicheren Job auf der Bank, führt eine normal abgestumpfte Ehe, und auch die Kinder sind halbwegs gut geraten. Ein Leben also, wie Millionen andere, und doch quält diesen Durchschnitts-Rolf ein diffuses Unbehagen, das in wunderlichen Verhaltensweisen (zu Hause versteckt er sich vor seiner Frau) und körperlichen Gebrechen wie chronischem Brechreiz nach außen dringt. Als ihm auch auf der Arbeit Patzer unterlaufen, schickt ihn sein verständnisvoller Chef für eine Woche in Urlaub, den Rolf mit Hilfe einer Taxi-fahrenden Fee (Meret Becker) dazu nutzt, sein Leben mal von außen zu betrachten.

Das erinnert ein bisschen an Emanzipationsgeschichten à la „Brot und Tulpen?, jedoch mit dem feinen Unterschied, dass die Regisseurin auf Gefühls-Exzesse und melodramatische Effekte komplett verzichtet. Ganz zaghaft, wie es seinem Naturell entspricht, beginnt unser Held an seinem Käfig zu rütteln und schließlich nach Schlupflöchern zu suchen.

Allerdings überträgt sich das Zeitlupentempo dieses Befreiungsschlags auf den Film selbst, der zuweilen doch sehr behäbig einher trottet. Da fehlen Vollmar (noch) die filmischen Mittel, um die kleinen, entscheidenden Dinge des Alltags, die sie fein herausarbeitet, in großes Kino zu übersetzen.

Gustav-Peter Wöhler aber wünscht man, dass er sich auf Dauer aus dem für ihn viel zu kleinen TV-Käfig befreit.