Brand

Ursache wohl technischer Defekt

Die kriminaltechnischen Ermittlungen nach dem Dachstuhlbrand in Salzstetten sind abgeschlossen. Es gebe keinerlei Hinweise auf Brandstiftung, teilt die Polizei mit.

16.11.2016

Von Rita Ott

Das Wohn- und Geschäftshaus in Salzstetten an Tag vier nach dem Großbrand: Die Ermittlungen der Kriminaltechniker zur Ursache sind abgeschlossen, die Sachverständigen untersuchen die Schäden und erste Reparaturarbeiten laufen. Bild: Wagner

Das Wohn- und Geschäftshaus in Salzstetten an Tag vier nach dem Großbrand: Die Ermittlungen der Kriminaltechniker zur Ursache sind abgeschlossen, die Sachverständigen untersuchen die Schäden und erste Reparaturarbeiten laufen. Bild: Wagner

Am Freitag war der Dachstuhl eines Geschäfts- und Wohnhauses in der Hauptstraße in Salzstetten komplett ausgebrannt. Gegen 16.30 Uhr war der Brand gemeldet worden, nach rund einer Stunde war er unter Kontrolle, die Nachlöscharbeiten dauerten bis Mitternacht (die SÜDWEST PRESSE berichtete). Da ein Brand „kalt“ sein muss, bevor die Ermittler ihre Arbeit aufnehmen, liefen die Untersuchungen erst am Montag richtig an. Die Kriminaltechnik und Brandsachverständige des Landeskriminalamts waren vor Ort, gestern schlossen sie ihre Arbeit ab.

Das Ergebnis: „Es gibt absolut keine Hinweise auf eine Brandstiftung, weder auf eine vorsätzliche noch auf eine fahrlässige“, teilte Michael Aschenbrenner, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, gestern Nachmittag auf Nachfrage mit. „Wir gehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Ermittlungen von einer technischen Ursache aus.“ So der aktuelle Kenntnisstand. Die Ermittlungen in diesem Fall führt der zuständige Polizeiposten Pfalzgrafenweiler.

Die Schäden am Gebäude sind groß, und ob es mit der ersten vorsichtigen Schätzung der Schadenssumme von 500 000 Euro hinhaut, ist eher fraglich. Der Schaden könnte viel höher sein. Doch dazu gilt es nun abzuwarten, was die Sachverständigen von den Versicherungen sagen. Die Begehungen in den nächsten Tagen werden das tatsächliche Ausmaß zeigen.

Das Feuer war im oberen Teil des Hauses ausgebrochen. Und sicher ist: Bei der Zahnarztpraxis im Dachgeschoss gibt es nichts mehr zu retten. „Sie ist komplett heruntergebrannt, alles ist weg, es ist nur noch wie eine Wüste“, sagt Hausverwalterin Edith Grenzendorf aus Unterschwandorf. Sie wurde am Freitag gegen 17 Uhr telefonisch benachrichtigt, dass das Gebäude brennt. Als sie von Haiterbach nach Salzstetten hinunterfuhr, sah sie das Feuer schon von Weitem: „Alles stand in Flammen“, erzählt sie. Zuschauen zu müssen, wie ein Haus dem Feuer zum Opfer fällt, ist schlimm. Und so beobachtete sie, wie auch all die anderen, fassungslos das Geschehen.

Es hätte aber noch schlimmer kommen können. Die Feuerwehr habe „sehr gute Arbeit“ geleistet, betont Edith Grenzendorf, die die Löscharbeiten beobachtet hat. „Das war absolut top. Die Feuerwehr war schnell da und alles lief gut koordiniert ab. Die Feuerwehrleute haben hervorragend gearbeitet.“ Damit meint sie nicht nur die Brandbekämpfung selbst. „Sie haben das Löschwasser gleich abgepumpt. Hätten sie das nicht getan, wäre der Wasserschaden weit größer.“

Auch so seien die Schäden am Gebäude „gewaltig“. Gleich klar war, dass der Dachstuhl und damit die Zahnarztpraxis völlig zerstört waren. Gestern waren Sachverständige vor Ort, um den Schaden im Dachgeschoss genau anzuschauen. Heute gehen sie in die Wohnungen. Diese hätten, so Grenzendorf, zunächst noch gut ausgeschaut. Doch die Wasserschäden seien so noch nicht abzusehen.

Am Samstag, dem Tag nach dem Brand, seien die Wohnungen noch in relativ gutem Zustand gewesen, von außen betrachtet zumindest. „Deshalb habe ich gesagt, wir müssen schauen, dass wir schnell ein Dach bekommen und dass die Heizung wieder funktioniert“, um zu verhindern, dass Regen oder Frost noch größere Schäden anrichten. „Wir brauchen ein Notdach, und das bekommen wir auch“ – und zwar noch diese Woche, sagte die Hausverwalterin gestern. Und auch die Reparatur der Heizung läuft auf Hochtouren. „Ich hoffe, dass alles schnell geht.“ Das hoffen auch die Eigentümer.

Wie es weitergeht, weiß Zahnarzt Wolfgang Seidel, der zuschauen musste, wie seine Praxis niederbrannte, noch nicht. Im Erdgeschoss halten sich die Schäden dagegen in Grenzen.

Darüber ist Johann Dittbrenner, Inhaber der „Waldach-Apotheke“, froh. „Wir arbeiten daran, dass alles wieder läuft“, sagte er gestern auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE. „Ich denke, dass wir bald wieder starten können“. Gestern war noch geschlossen, aber möglicherweise kann schon heute oder morgen wieder geöffnet werden. Der Zugang muss abgesichert werden, damit die Kunden ohne die Gefahr, dass von oben etwas herunterfällt, in die Apotheke gelangen können. Und die Heizung muss wieder funktionieren. Die Apothekenräume seien intakt geblieben. Heizung und Stromnetz waren durch den Brand zusammengebrochen, seit gestern ist die Stromversorgung von extern sichergestellt. Und auch das Telefon funktioniert, die Apotheke ist also telefonisch zu den üblichen Öffnungszeiten zu erreichen und Kunden können aktuelle Infos erhalten, wann genau wieder geöffnet wird. „Wir hoffen, diese Woche noch“, sagt Dittbrenner.

Bei der Filiale der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg, die ebenfalls im Erdgeschoss ihre Räume hat, ist die Sachlage ähnlich. Wenn technisch alles funktioniere und die Polizei das Gebäude frei gebe, werde zumindest der Selbstbedienungs (SB)-Bereich noch diese Woche wieder hergerichtet und für Kunden zugänglich gemacht, informierte ein Sprecher der Bank. Was den Rest anbelangt, müsse man abwarten. „Solange das Dach offen ist, können wir unten keine Bankfiliale aufmachen.“

Landrat: Brand wurde hervorragend bewältigt

Auch Landrat Dr. Klaus Michael Rückert war am Freitag beim Brand in Salzstetten. Das sei nicht ungewöhnlich, betonte Landratsamts-Pressesprecherin Sabine Eisele. Der Landrat werde bei allen größeren Schadensereignissen benachrichtigt. Nach Salzstetten sei er ganz bewusst gegangen „und konnte feststellen, dass der Brand hervorragend bewältigt wurde trotz der Auflösung der Feuerwehr-Abteilung Salzstetten.“ Auch Kreisbrandmeister Frank Jahraus habe die „hervorragende Arbeit“ der Feuerwehr bestätigt und die Koordination und Abwicklung gelobt. Waldachtals Feuerwehr-Kommandant Franz Wittich bestätigt: „Die Zusammenarbeit mit allen Rettungsorganisationen hat zu 100 Prozent geklappt“. Und: „Es war ein Glück, dass keine Menschen mehr im Haus waren.“ Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner lobte den Einsatz der beteiligten Feuerwehren und Rettungskräfte: „Die Brandbekämpfung wurde optimal abgewickelt.“ Er freut sich auch über die Hilfsbereitschaft der Salzstetter. Alle Bewohner konnten untergebracht werden. Auch Hausverwalterin Edith Grenzendorf bot den Bewohnern Wohnungen in zwei ihrer Häuser in Unterschwandorf an.