Eine Frau will nach oben: Üppig bebilderte Roman-Nacherzählung mit Bollywood- und Feminismus-Touch.

Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit

Eine Frau will nach oben: Üppig bebilderte Roman-Nacherzählung mit Bollywood- und Feminismus-Touch.

24.11.2015

Von che

Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit

William Makepaece Thackerays Roman „Jahrmarkt der Eitelkeit? (erschienen 1847) kann mit seiner starken Frauenfigur, die sich kraft Schönheit, Intelligenz und einer gehörigen Portion Skrupellosigkeit aus einer verarmten Künstlerfamilie in die besseren Kreise emporkämpft, als seiner Zeit voraus gelten. Das wird man von Mira Nairs Verfilmung nicht behaupten wollen, auch wenn sich die aus Indien stammende Regisseurin („Monsoon Wedding?) recht erfolgreich bemüht hat, die Geschichte einigermaßen modern nachzuerzählen. Das beginnt beim Design, das zwar ausgiebig Kostüme und Kulissen der vorviktorianischen Epoche auffährt, das Plüschige mit farbenprächtigen Bollywood-Sprengseln aber auch ironisch bricht (und nebenbei auf den Kolonialismus als Quelle des hingeprotzten Reichtums verweist). Gegenüber Thackarays kühl satirischem Sittenbild, in dem fast alle Figuren kaltblütig und berechnend agieren („Roman ohne Held? heißt der Untertitel), akzentuiert Nair das Frühfeministische jener Becky Sharp, die sich mit respektablem Löwenmut einen Weg durchs Patriarchat bahnt. Die raue Herzlichkeit, die ihr Darstellerin Reese Witherspoon angedeihen lässt, überstrahlt ihre dunklen Charakterseiten bei weitem. Und weil auch die Nebenfiguren facettenreich angelegt und imposant besetzt (Bob Hoskins, Gabriel Byrne) sind, kommt dieser 138-Minuten-Wälzer überraschend unterhaltsam über die Runden.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 35sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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