Verantwortungslos

Der Tübinger Professor Kuno Kirschfeld hatte in einem Leserbrief vorgeschlagen, aus taktischen Gründen die AfD zu wählen (11. Oktober und 12. November).

24.11.2016

Von Bernhard Epping

Herr Kirschfeld ruft dazu auf, die AfD zu wählen, um „etablierte Parteien aufzurütteln“. Die sollen sich mehr für die Ärmsten einsetzen. Gutes Ziel, komplett falscher Ansatz.

Seinen rein taktisch gemeinten Wahlappell – dass die AfD später regiert, möchte Kirschfeld nicht, ihre Ziele umsetzen soll sie dann doch nicht – versucht er, mit dem von Max Weber geprägten Begriff der „Verantwortungsethik“ zu untermauern. Weber würde sich bei solch mentalen Klimmzügen vermutlich im Grabe umdrehen. Mit Verantwortungsethik meinte er eine Ethik, die „die Folgen einer Handlung bei der Handlungsentscheidung mitberücksichtigt“ (UTB Online-Wörterbuch Philosophie). Herr Kirschfeld ist damit aufgefordert, die Folgen seines Vorschlags noch einmal zu reflektieren.

Reformen für mehr Teilhabe und gegen Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten sind dringend nötig – weltweit. Aber rechtsnationale Populisten helfen uns da nicht weiter, im Gegenteil – der Aufruf zur Wahl einer populistischen Partei wie der AfD ist verantwortungslos. Wenn diese Gruppen Mehrheiten organisiert haben, werden uns ihre ach so einfachen Lösungen von Aus- und Abgrenzung, vom Rückgriff auf vermeintlich Sicherheit spendende nationale Identitäten in den Abgrund führen. Dann will mancher sie vermutlich nicht gewählt haben.

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Erstellt:
24.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 35sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2016, 01:00 Uhr

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