Guter Geiselnahme-Thriller mit dem Schauspieler-Duo Samuel Jackson und Kevin Spacey.

Verhandlungssache

Guter Geiselnahme-Thriller mit dem Schauspieler-Duo Samuel Jackson und Kevin Spacey.

24.11.2015

Von che

Verhandlungssache

Geiselgangster, das wissen wir aus der jüngeren Kriminalgeschichte, können auch mal ganz, ganz liebe Menschen sein. Hier wird sogar noch einer draufgesetzt. Danny Roman (Samuel L. Jackson) ist nicht nur ein herzensguter Gesell, der keinem seiner gekidnappten Schützlinge ein Haar krümmen würde, sondern auch völlig im Recht. Denn wie anders als mit einer Geiselnahme könnte der vormalige Star-Polizist beweisen, dass er das Opfer einer gemeinen Intrige geworden ist: Ein in Wahrheit von höchsten Kreisen befohlener Mord soll ihm untergeschoben werden. Nun also hat sich Roman mit einer Hand voll zwielichtiger Geiseln in einem Hochhaus-Büro verschanzt, aus dem ihn die schurkischen Cops am liebsten per finalem Todesschuss hinauskatapultieren würden.

Das hört sich nach einem 08/15-Actionknaller an und ist doch wesentlich mehr. Den Haufen gebündelter Bombast, den einem Hollywood gewöhnlich als Kino unterjubelt, lässt Regisseur F. Gary Gray („Set It Off?) links liegen und vertraut statt dessen altmodischen Tugenden wie sorgfältiger Schauspielerführung und behutsamem Spannungsaufbau. Erst nach einem guten Drittel kommt Romans braver Kollege Chris Sabian (Kevin Spacey) ins Spiel, der den Kidnapper zur Aufgabe überreden soll, allmählich aber das schmutzige Spiel des halben Polizeiapparats durchschaut. Das raffiniert eingefädelte Psycho-Duell der beiden letzten Gentlemen im Sumpf der Niedertracht ist der eigentliche Höhepunkt des Films, während die sparsam eingestreute Action eher zum Verschnaufen im prickelnd spannenden Kammerspiel dient.

Inhaltlich reicht „Verhandlungssache? über das bekannte Schema fast aller Korrupte-Bullen-Filme nicht hinaus: Die schwarzen Schafe werden am Ende aussortiert, der Apparat ist gereinigt, die Welt wieder in den Fugen. Aber daran wollen wir nicht herummäkeln. Freuen wir uns lieber über einen der ganz wenigen Hollywood-Filme in den Neunzigern, bei dem die Bezeichnung Thriller nicht bloß ein Synonym für mächtig Bumm-Bumm ist.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 55sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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