Horb · Verkehr

Tunnel statt Schnecke

Die Freien Wähler und Freien Demokraten holten sich am Samstag bei Dr. Christian Jung, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Unterstützung für eine alternative Horber Ortsumfahrung.

20.05.2019

Von Benjamin Breitmaier

Ein Tunnel könnte die lange Umfahrung ersetzen.

Ein Tunnel könnte die lange Umfahrung ersetzen.

Mehr als 40 Jahre warteten die Horber auf ihre Brücke. Die Bagger sind jetzt da. Aber wie geht es weiter, wenn sie steht? Dieser Frage widmeten sich die Freien Wähler und Freien Demokraten am Samstag im Projektraum42. Dazu holten sich Dr. Alfred Seifriz und seine Mannschaft Verstärkung aus Berlin. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Christian Jung, war gekommen, um mit den Horbern über ein Projekt zu sprechen, das bei all der Freude über den Bau der 50-Millionen-Euro-Brücke in den vergangenen Jahren fast stiefmütterlich behandelt wurde. Jetzt stellt sich eine Frage: Wie wird man die Schnecke los und bekommt dafür den Tunnel?

Samstagabend, 18.45 Uhr, Hela-Parkplatz. Vor ein paar Minuten sind Jung und sein Referent mit dem Smart eingetroffen. Von hier oben können die mehr als 20 Kommunalwahl-Kandidaten der FD/FW das Gewerbegebiet auf dem Hohenberg gut überblicken. Seifriz und Bürgermeister Ralph Zimmermann geben Jung einen Einblick in die Problemstellung. Wenn alles gut läuft, fahren im Jahr 2022 die ersten 40-Tonner über die Hochbrücke. Das Problem: Sie werden auf ein Nadelöhr treffen. Der gesamte Verkehr Richtung Schwarzwald muss an der Kreuzung neben der Aral-Tankstelle abbiegen. Die Verkehrsführung ist für ein höheres Verkehrsaufkommen nicht gemacht. Es droht ein Flaschenhals zu entstehen, der einigen Ärger bereiten könnte, sobald die Brücke fertig ist.

Seit Jahren plant das Karlsruher Regierungspräsidium daher an der sogenannten Einzelmaßnahme „B 28 neu, Ortsumfahrung Horb – Gewerbegebiet Hohenberg“. Doch das Projekt genießt keine hohe Priorität in den Augen des Bundes. Im Bundesverkehrswegeplan wird es nur in der Kategorie „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ gelistet. Heißt: Es kann mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis hier irgendetwas gebaut wird.

Die Freien Wähler stört aber noch ein weiterer Umstand: Die angemeldete Planung des RPs sieht als Lösung für das Nadelöhrproblem eine Variante vor, die sich wie eine Schnecke um das Gewerbegebiet Hohenberg legt, am Rauhen Grund bei Dehner vorbeiführt und in einer weitläufigen Schleife über die Felder wieder in die Straße Richtung Talheim einfließt.

Ein Projekt, das einige Hürden überwinden muss. Artenschutz, Naturschutz, Lärmschutz, mehrere Kilometer neue Straße, Klagemöglichkeiten, bezifferte Baukosten von etwa 22 Millionen Euro. Die Lösung findet bei den Freien Wählern wenig Anklang.

In Jung fanden sie einen dezidierten Unterstützer einer Alternativlösung. Das machte der FDP-Bundestagsabgeordnete bei der anschließenden Diskussion im Projektraum42 deutlich. Der wohl wichtigste seiner Sätze an dem Abend: „Mich interessieren Einzelprojekte nicht, mich interessieren Achsen“. Das wurde aus seiner Sicht in Fall der Planung einer West-Ost-Achse, der Anbindung von Freudenstadt an die A 81 versäumt. Für Jung sei es mehr als „merkwürdig“, dass die Anschlussplanung nach Fertigstellung der Brücke nicht geklärt ist. „Eigentlich hätte so etwas zwei Jahre vor Fertigstellung der Brücke abgeschlossen sein müssen“, so Jung.

Einigkeit muss her

Dabei gibt es schon seit dem Jahr 2010 einen anderen Lösungsvorschlag, hinter der sich nicht nur die FD/FW in Horb, sondern laut Seifriz auch die SPD und die Grünen versammeln können. Die Idee kam nach einer Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung vor neun Jahren auf und würde die meisten Probleme der Schneckenplanung beseitigen.

Ein Tunnel soll her. Darüber waren sich alle Anwesenden am Samstagabend einig. Der Plan klingt charmant: Er sieht vor, die bestehende Straße von der Aral-Kreuzung bis zum Ortsausgang neben dem Hela-Baumarkt tieferzulegen. Der Verkehr würde durch einen Tunnel Richtung Schwarzwald fließen, Lärm gäbe es nur unter der Erde, die Zahl der Gutachten, die erstellt werden müssen, schrumpft auf ein Mindestmaß.

Weiterer wichtiger Punkt auf der Plus-Seite: Die bebaute Strecke wäre bedeutend kürzer, somit auch weniger anfällig für Störungen während der Bauphase. Außerdem müsste kein 3,6 Kilometer langer Betonschlauch mitten durch die Felder gebaut werden. Bonus: Die Flächen über dem Tunnel könnten neu beplant werden. Wohnbebauung, neue Gewerbe, eine bessere Verkehrsführung im Gewerbegebiet: Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Das RP hat die Lösung jedoch nicht auf dem Schirm. Laut Dr. Margarete Rebholz werden die Karlsruher mit der Vorplanung der Schneckenlösung im dritten Quartal des laufenden Jahres fertig. Das ergab die Antwort auf eine kleine Anfrage von Michael Theurer.

Also doch kein Tunnel? Nein. Jung: „Es ist durchaus möglich, die Planung noch einmal aufzumachen.“ Dafür gebe es allerdings eine wichtige Voraussetzung: Einigkeit. „Wenn sich alle einig sind, dann wird der Druck auf den Bund höher. Wenn sie zerstritten sind, kriegen sie gar nichts.“

Alle Gemeinderatsfraktionen, die Bundestagsabgeordneten Saskia Esken und Hans-Joachim Fuchtel. Sie müssten sich alle hinter das Projekt stellen.

Jung empfahl den Horbern erste konkrete Schritte: „Der neue Horber Gemeinderat muss in einer seiner ersten Sitzungen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.“ Man muss wissen, wie viel ein Tunnel kostet, ob das Projekt überhaupt möglich wäre in der Form. Dabei sollten die Horber auch nicht ausschließen, ähnlich wie bei der Horber Hochbrücke bei den Planungen in Vorleistung zu gehen. Die Stadt hatte in die Vorplanungen der Hochbrücke eine Million Euro investiert.

Gemeinsam mit mehr als 20 FD/FW-Kandidaten diskutierten sie eine Tunnellösung für den Hohenberg: Dr. Margarete Rebholz (links), Dr. Alfred Seifriz (Mitte), der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Christian Jung (zweiter von rechts) und Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann (rechts). Bilder: Benjamin Breitmaier

Gemeinsam mit mehr als 20 FD/FW-Kandidaten diskutierten sie eine Tunnellösung für den Hohenberg: Dr. Margarete Rebholz (links), Dr. Alfred Seifriz (Mitte), der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Christian Jung (zweiter von rechts) und Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann (rechts). Bilder: Benjamin Breitmaier

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Erstellt:
20.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 33sec
zuletzt aktualisiert: 20.05.2019, 01:00 Uhr

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