Mann entreißt Polizist Waffe und gibt mehrere Schüsse ab

Verwirrter Patient greift Beamte an

Am Mittwochnachmittag fielen in einem Wohnheim bei der Medizinischen Klinik in Tübingen mehrere Schüsse. Ein Mann hatte einem Beamten die Dienstwaffe abgenommen. Der 21-Jährige wurde bei der Festnahme verletzt, auch die beiden Polizisten mussten behandelt werden.

04.11.2015

Von job

Tübingen. Das Klinikpersonal hatte am Mittwoch gegen 16.30 Uhr die Polizei alarmiert: Ein 21-jähriger Mann hatte auf eigene Faust die Internistischen Intensivstation verlassen und war halbnackt aus dem Gebäude geflohen. Offenbar befand er sich dabei in einem psychischen Ausnahmezustand: Wie ein Kliniksprecher bestätigte, verhielt sich der Mann, der sich auch in psychiatrischer Behandlung befindet, äußerst aggressiv. Das Klinikpersonal konnte ihn nicht aufhalten.

Als die Polizei mit mehreren Streifenwagen eintraf, hielt sich der Patient im Treppenhaus eines Wohnheims in der Otfried-Müller-Straße auf. Als die Beamten versuchten, den sich heftig wehrenden 21-Jährigen zu überwältigen, bekam der eine Dienstpistole zu fassen und gab offenbar mehrere Schüsse ab.

Nach Polizeiangaben traf er „nach derzeitigem Ermittlungsstand jedoch nicht“, so Polizeisprecher Björn Reusch am Abend. Schließlich gelang es den Polizisten, den Mann festzunehmen. Dabei setzten sie auch Pfefferspray ein. Ein Polizist und eine Polizistin wurden leicht verletzt. Der 21-Jährige erlitt bei dem Gerangel ebenfalls Verletzungen. Er erhielt starke Beruhigungsmittel und wurde anschließend auf der Chirurgischen Intensivstation stationär aufgenommen.

Völlig unklar war am Abend noch, wie der Mann an die Waffe gelangen konnte. Die Polizei wollte sich mit Hinweis auf die laufende Untersuchung des Falls nicht dazu äußern.
Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Reutlingen, die ihren Sitz in Esslingen hat, übernahm die Ermittlungen. Das Wohnheim wurde am Abend gesperrt, bis die Spurensicherung ihre Arbeit abgeschlossen hatte. Die Kripo-Beamten vernahmen noch am Abend Zeugen, unter anderem die Ärzte der Internistischen Intensivstation. Warum der 21-Jährige derart ausrastete, war völlig unklar.

Neben zahlreichen Streifenwagen waren auch drei Notärzte und zwei Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes im Einsatz.

(In einer früheren Version des Artikel hieß es, der Mann habe zuvor auf der Station randaliert. Diese ersten Meldungen verschiedener Quellen bestätigten die Behörden bislang nicht.)

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