Fußball

VfB kommt dem großen Ziel ein kleines Stück näher

Die Hoffnung auf den sofortigen Wiederaufstieg wächst. Erobern die Stuttgarter nach der Länderspielpause die Zweitliga-Tabellenführung?

08.11.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Das Maskottchen und die Profis: „Fritzle“ nimmt Torjäger Simon Terodde und Innenverteidiger Timo Baumgartl (re.) an die Hand. Foto: imago

Das Maskottchen und die Profis: „Fritzle“ nimmt Torjäger Simon Terodde und Innenverteidiger Timo Baumgartl (re.) an die Hand. Foto: imago

Stuttgart. Simon Terodde hat schon in der Fußball-Bundesliga gespielt. Allerdings nur in den Schlussminuten. Das war Ende 2010 beim 1. FC Köln. Fünfmal wurde er eingewechselt. Und das war's. Mit seinen 28 Jahren hat der Mittelstürmer nicht mehr alle Zeit der Welt, um sich noch einen Platz in der ersten Liga zu erobern.

Jetzt, in Stuttgart, könnte sich der große Traum doch noch erfüllen. „Der VfB ist ein Riesenverein, und ich hoffe, dass wir im Mai feiern können“, sagt Terodde und lächelt unter der Basecap mit dem Klubwappen. Durch das 3:1 (1:0) gegen Arminia Bielefeld, dem dritten Sieg in Serie, sind die Stuttgarter bis auf einen Zähler an Tabellenführer Eintracht Braunschweig herangerückt.

Mit 25 Toren hatte sich Terodde als Zweitliga-Torschützenkönig vom VfL Bochum nach Stuttgart verabschiedet. Gegen Bielefeld gelang ihm gleich sein erster Dreierpack, womit er sein Torekonto schlagartig von vier auf sieben erhöhte. Terodde setzte damit die wenigen Glanzpunkte. Erst schnappte er Torwart Hesl den Ball weg und schoss das 1:0 (13. Minute), per Kopf traf er zum 2:1 (70.) und volley zum 3:1 (90.). In der 78. Minute hatte er sogar noch eine weitere Gelegenheit.

Trainer Hannes Wolf nahm seinen Stürmer am Ende glücklich in den Arm. Das Resultat stimmte, die Vorstellung insgesamt gab allerdings zu denken. „Wir wollen uns eigentlich nicht durch das Ergebnis definieren, sondern durch die Art, wie wir Fußball spielen“, sagte Trainer Hannes Wolf selbstkritisch. Was das angeht, hat ihm nur „die Qualität der letzten 20 Minuten gefallen“. Für Terodde gab's ein Sonderlob, doch Wolf strich heraus: „Obwohl sich jetzt alles auf Simom fokussiert, auch die Innenverteidigung hat sehr sauber gespielt – bis auf den einen Fehler von Marcin Kaminski“, strich Wolf heraus. Weil sich der Pole bei einer Flanke verschätzte, fiel das 1:1 durch Andreas Voglsammer (64.). Tadellos: Verteidigerkollege Timo Baumgartl, der gestern fürs U-21-Nationalteam nachnominiert wurde.

Dass es gegen den Zweitliga-Vorletzten ein hartes Heimspiel werden würde, hatte Kapitän Christian Gentner irgendwie geahnt: „Die Erwartungshaltung an uns, die drei Punkte zu holen, war sehr groß. Wir haben den Druck von Bielefeld gespürt und mussten uns wehren. Über das gesamte Spiel gesehen, haben wir das geschafft. Jetzt müssen wir bis Weihnachten noch gut punkten.“

Fünf Spiele, drei auswärts und nur zwei daheim, bleiben bis dahin. Nach der Länderspielpause geht es bei Union Berlin (mit dem Stuttgarter Ex-Trainer Jens Keller) weiter. Dann ist der 1. FC Nürnberg mit dem aktuell besten Zweitliga-Torschützen Guido Burgstaller (10 Treffer) zu Gast. In Aue, gegen Hannover und in Würzburg muss der VfB außerdem bestehen.

Simon Terodde, der 1,92-Meter-Mann aus Bocholt in Nordrhein-Westfalen, könnte auf die Länderspielpause sicher dankend verzichten und gleich wieder loslegen. Mit dem Dreierpack vom Sonntag ist er vollends angekommen beim VfB. „Das 1:0 war ein wichtiger Treffer zum richtigen Zeitpunkt, auch wenn zu solch einem Tor auch eine Portion Glück gehört“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Beim 2:1 hat das Zusammenspiel mit Emiliano Insua top funktioniert. Als er unter der Woche zeitweise pausieren musste, habe ich ihm gesagt: ,Du musst unbedingt spielen.' Dass ich erneut nach einer seiner Flanken treffe, war perfekt. Wir freuen uns über den Sieg vor dieser tollen Kulisse.“

55 160 Zuschauer in der Stuttgarter Arena verströmten jedenfalls schon so etwas wie Bundesliga-Stimmung. Bis zum erhofften Erstliga-Comeback ist es allerdings noch ein gutes Stück.