Victoria - Männer & andere Missgeschicke

Victoria - Männer & andere Missgeschicke

Virginie Efira erlebt in der Komödie als alleinerziehende Mutter und Anwältin eine turbulente Zeit.

12.03.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Nach dem Sperrfeuer französischer Durchschnitts-Humoresken, das schon das ganze Jahr auf Deutschland niedergeht, hat man ja schon fast keine Lust mehr auf dieses Genre. Ab und zu findet sich dann aber doch wieder eine Perle im Heuhaufen, die einem den Glauben an die französische Komödienkunst zurückgibt.

„Birnenkuchen mit Lavendel“-Star Virginie Efira spielt in „Victoria“ phänomenal eine Frau am Rand des Nervenzusammenbruchs. In ihrem Beruf als Strafverteidigerin steht die alleinerziehende Enddreißigerin gewaltig unter Druck, ihre kleinen Kinder sieht sie viel zu selten und in ihrem Sex- und Liebesleben geht es drunter und drüber. Weder ein Psychiater noch eine Hellseherin, die sie parallel konsultiert, können weiterhelfen.

Regisseurin Justine Triet, eines der größten Nachwuchstalente des französischen Kinos, ordnet das Chaos nicht zu einer bündigen Geschichte, sondern spannt mehrere Handlungsfäden kreuz und quer hindurch. Ein Freund, der ihre Freundin misshandelt haben soll, überredet Victoria, seine Verteidigung zu übernehmen. Ein junger Drogendealer, den sie mal vertreten hat, nistet sich als Babysitter in ihrer Wohnung ein. Und ihr Ex-Mann kompensiert die Trennung mit wildwütigen Indiskretionen via Internet-Blog.

Wie Victoria sich mit dem Mut der Verzweiflung in diese Herausforderungen stürzt, ist so anrührend wie witzig - auch dank einer Inszenierung, in der reelle Existenzsorgen und deren absurd-komische Begleiterscheinungen perfekt ausbalanciert sind. Schlicht genial ist, wie Triet die Stränge am Ende zu einem multiplen Gerichts-Showdown verknotet - mit einem Dalmatiner als alles entscheidendem Zeugen.

Witz trifft Intelligenz - und wir dachten schon, die Franzosen hätten das verlernt...