Brüche und Blechschäden bei Stürzen und Unfällen

Viele wurden vom Blitzeis in der Region kalt erwischt

Der Wetterdienst hatte gewarnt, trotzdem kam es am Montagmorgen zu zahlreichen Glätteunfällen. Polizei, Rettungskräfte und Streufahrzeuge waren stundenlang im Dauerstress.

30.01.2017

Von job

Auch auf der K6900 zwischen Tübingen und Weilheim war es glatt. Dieser Autofahrer landete im Graben. Bild: Metz

Auch auf der K6900 zwischen Tübingen und Weilheim war es glatt. Dieser Autofahrer landete im Graben. Bild: Metz

Ein tückisch-glatter Eisfilm überzog am Morgen viele Straßen und Wege in der Region. Bereits am Sonntag hatten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes vorab gewarnt, am Montagmorgen dann noch eine amtliche Unwetterwarnung nachgeschoben: Das Blitzeis kam mit Ansage – denn der Boden war wochenlang dauergefroren und für den Morgen Regen angekündigt.

„Das war der denkbar blödeste Zeitpunkt“, stellt Albert Füger fest. Der Leiter der Kommunalen Servicebetriebe Tübingen hätte sich so ein Wetter lieber für den Sonntag gewünscht. „Dann wären die Leute zuhause geblieben und die Anwohner hätten besser gestreut.“ Die Gehwege müssen die Besitzer der angrenzenden Grundstücke oder deren Mieter eisfrei halten. So aber waren viele Pendler bereits auf dem Weg zur Arbeit, als das große Rutschen begann.

Die Servicebetriebe hatten schon von 4 Uhr am Montagmorgen an mit neun Fahrzeugen die Hauptverkehrsstraßen und Radwege vorgestreut. „Vom Stadtverkehr hatten wir deshalb auch keinerlei Beschwerden.“ Als es dann gegen 8 Uhr verstärkt zu regnen begann, rückten die restlichen Mitarbeiter aus, um beispielsweise in der Altstadt von Hand zu streuen. Gegen 11.30 Uhr war ihr Einsatz dank steigender Temperaturen beendet.

Das diesjährige Salz-Budget von rund 30000 Euro hat Fügers Abteilung im kalten Winter 2016/17 bereits mehr als dreifach überschritten: Er setzt die bisherigen Streugut-Kosten auf 100000 Euro an – und hat sicherheitshalber schon nachbestellt.

Für Polizei und Rettungsdienste war es ein arbeitsreicher Vormittag. Im Kreis Tübingen kam es zwischen 6 und 14 Uhr zu etwa 30 Unfällen. Auf der B27 krachte es mehrfach. Besonders rutschig waren die Straßen zwischen Derendingen, Gomaringen und Dußlingen. Eine 28-Jährige landete bei Derendingen mit ihrem Ford in der Mittelleitplanke. In Dußlingen schleuderte ein 29-Jähriger mit seinem Mercedes gegen einen Baum – beinahe wäre er sonst in der Steinlach gelandet. Zahlreiche Autos landeten im Straßengraben. Im Kreis Reutlingen ergab sich ein ähnliches Bild: Die Polizei meldete dort ebenfalls 30 Unfälle. In der Sickenhäuser Straße in Reutlingen kam ein Streufahrzeug von der Fahrbahn ab, rutschte einen Abhang hinunter und landete auf dem Dach. Der Fahrer blieb unverletzt. In den allermeisten Fällen blieb es bei Blechschäden, so Polizeisprecher Christian Wörner. Zwölf Meldungen über Verletzte lagen ihm vor. Dabei handelte es sich meist um Fußgänger, die gestürzt waren. Gemeinsam mit 100 Unfällen im Kreis Esslingen summiert die Polizei den Gesamtschaden auf etwa 700000 Euro.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Kreis Tübingen fuhr rund 30 bei Stürzen Verletzte in die Klinik: „Wir waren mit allem unterwegs, was wir haben, selbst mit den Krankentransportwagen“, sagte DRK-Präsidentin Lisa Federle, „insgesamt mit 24 Fahrzeugen.“ Alle Rettungswagen der Wachen Tübingen, Rottenburg, Mössingen und Ergenzigen waren im Einsatz, dazu noch die beiden des Arbeiter-Samariterbundes. Unter den Patienten waren auch etliche Radfahrer, die sich trotz Glätte aufs Rad geschwungen hatten.

In der Ambulanz der Berufsgenossenschaftlichen Klinik (BG) waren Ärzte und Pflegekräfte im Dauereinsatz. Zu den üblichen Notfall-Patienten mussten sie rund 50 Sturzopfer versorgen. Etliche hatten gewartet, bis die Glätte nachließ, und sich dann selbst auf den Weg in die Klinik gemacht. Die Bandbreite der Verletzungen reichte von Handgelenks- und Unterarmbrüchen über Hüftprobleme bis zu Knie- und Sprunggelenksverletzungen. Eine Glatteis-Notbereitschaft gibt es in der BG nicht: „Wir sind generell auf solche Fälle gut eingestellt“, sagt Pressesprecher Sven Sender. Zu den Stoßzeiten ziehe man eben Ärzte von den Stationen ab.