Weihnachtmärchen ohne Weihnachten, süffig erzählt, aber auch sehr gefallsüchtig.

Vitus

Weihnachtmärchen ohne Weihnachten, süffig erzählt, aber auch sehr gefallsüchtig.

24.11.2015

Von che

Vitus

Vitus ist anders als die anderen. Schon mit fünf Jahren weiß er, was paradox ist. Im Kindergarten brütet er über Schachproblemen, wenn die übrigen malen. Und natürlich kann er auch Klavier spielen wie weiland der kleine Mozart. Derlei Wunderkind-Potenzial befeuert die Aufstiegsträume der kleinbürgerlichen Eltern. Besonders die Mutter, die darob beinahe zur Hexen-haften Karikatur gerät, tut alles, um das Talent des Buben mit Gewalt zu trimmen. Nur beim Großvater (Bruno Ganz), einem grundgütigen Schreiner, kann sich Vitus ganz unbekümmert geben.

So nähme also frei nach Alice Miller das Drama eines hyper-begabten Kindes seinen traurigen Lauf ? hätte Vitus nicht längst beschlossen, sein Leben und das seiner Angehörigen in die eigenen Hände zu nehmen. Nach dem Problem-schweren Auftakt wechselt der Schweizer Regie-Veteran Fredi M. Murer („Höhenfeuer?) zur Filmmitte kühn von Moll auf Dur und erzählt leichthändig und mit einigem Witz eine klassische Schelmengeschichte.

Allerdings macht er es sich auf Dauer dann doch zu einfach. Ähnlich wie die Film-Eltern interessiert sich Murer kaum noch für die Persönlichkeit seines Helden. Vielmehr benutzt er dessen Begabung, um die zuvor angehäuften Konflikte wie von Zauberhand zu entsorgen und den vermeintlichen Wunsch des Publikums, alles möge gut werden, restlos zu erfüllen. Derart mit Glück gemästet, kommt man doch etwas Magen-verstimmt aus dem Kino.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Marcus 20.02.200712:00 Uhr

fängt eigentlich schön an und wird dann ab der Mitte völlig unrealistisch. Schade.

Momos 23.01.200712:00 Uhr

Hier werden nur, aber wirklich nur Klischees bedient. Eine richtig dicke Enttäuschung.

Manfred Wolff 23.01.200712:00 Uhr

Merkwürdig - man geht irgendwie glücklich gestimmt aus dem Film, obwohl er schlecht ist. Oder besser: als Fernsehfilm wäre er ein Abendereignis, aber als Kinofilm? In der zweiten Hälfte ist alles nur Märchen und dazu noch schlecht erfunden, die Problematik des Wunderkindes bleibt völlig außen vor in dieser Hälfte. Und Bruno Ganz? Viel zu blasse Rolle. Aber die Klavierspielszenen - einfach wunderbar. Gerade auch am Ende der letzte Satz von Schumanns Klavierkonzert. Insgesamt: Note 3

kun 12.01.200712:00 Uhr

Nein, Eichele hat völlig recht. Schlechte Dialoge, teilweise absolut talentfreie Schauspieler, Handlung... siehe Artikel.

der Kritiker 10.01.200712:00 Uhr

wunderbar erzählt; witzig und zugleich tiefgründig filmisch umgesetzt; alle Hauptrollen toll besetzt und gespielt

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