Weihnachtmärchen ohne Weihnachten, süffig erzählt, aber auch sehr gefallsüchtig.

Vitus

Weihnachtmärchen ohne Weihnachten, süffig erzählt, aber auch sehr gefallsüchtig.

24.11.2015

Von che

Vitus

Vitus ist anders als die anderen. Schon mit fünf Jahren weiß er, was paradox ist. Im Kindergarten brütet er über Schachproblemen, wenn die übrigen malen. Und natürlich kann er auch Klavier spielen wie weiland der kleine Mozart. Derlei Wunderkind-Potenzial befeuert die Aufstiegsträume der kleinbürgerlichen Eltern. Besonders die Mutter, die darob beinahe zur Hexen-haften Karikatur gerät, tut alles, um das Talent des Buben mit Gewalt zu trimmen. Nur beim Großvater (Bruno Ganz), einem grundgütigen Schreiner, kann sich Vitus ganz unbekümmert geben.

So nähme also frei nach Alice Miller das Drama eines hyper-begabten Kindes seinen traurigen Lauf ? hätte Vitus nicht längst beschlossen, sein Leben und das seiner Angehörigen in die eigenen Hände zu nehmen. Nach dem Problem-schweren Auftakt wechselt der Schweizer Regie-Veteran Fredi M. Murer („Höhenfeuer?) zur Filmmitte kühn von Moll auf Dur und erzählt leichthändig und mit einigem Witz eine klassische Schelmengeschichte.

Allerdings macht er es sich auf Dauer dann doch zu einfach. Ähnlich wie die Film-Eltern interessiert sich Murer kaum noch für die Persönlichkeit seines Helden. Vielmehr benutzt er dessen Begabung, um die zuvor angehäuften Konflikte wie von Zauberhand zu entsorgen und den vermeintlichen Wunsch des Publikums, alles möge gut werden, restlos zu erfüllen. Derart mit Glück gemästet, kommt man doch etwas Magen-verstimmt aus dem Kino.