Porträt

Vogel mit kreativem Schluckauf flog nach Berlin

Eva Sauter gewann dieses Jahr beim bundesweiten Wettbewerb für junge Musiker der Berliner Festspiele.

03.12.2016

Von Lara Wiebecke

Schreibt gern, als Theater-Jugendclub-Schauspielerin erprobt – und jetzt die Musik: Eva Sauter.Bild: Metz

Schreibt gern, als Theater-Jugendclub-Schauspielerin erprobt – und jetzt die Musik: Eva Sauter.Bild: Metz

Als sie mit fünf Jahren Geigenunterricht bekam und üben sollte, „habe ich jedes Mal so lange geschrien, bis ich keine Geige mehr spielen musste“. Den Beginn ihrer musikalischen Karriere beschreibt die Tübingerin Eva Sauter als mühsam und nicht gerade vielversprechend. Auch ihre ersten Versuche an der Gitarre oder am Klavier seien nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Erst als sie sich in der 9. Klasse selbst das Gitarre-Spielen beibrachte und begann, Lieder zu schreiben, entwickelte sie Spaß an der Sache.

Musik ist nur eine von mehreren Leidenschaften: Zeitweise entwickelte sie einen richtiggehenden „kreativen Schluckauf“, der sie zum Komponieren, Theaterspielen und Schreiben trieb. Musikalisch lässt sie sich nicht auf ein Genre festlegen und schreibt, wonach ihr gerade ist: Kinderlieder, „Kabarettsongs, die so halb daher geschreddert klingen“, Balladen oder Lieder über Tübingen, die ihren Lokalpatriotismus zeigen.

Die 19-Jährige hat dieses Jahr beim bundesweiten Wettbewerb für junge Musiker teilgenommen, der jedes Jahr von den Berliner Festspielen ausgerichtet wird. Mit ihrem Song „Vogel“ schaffte sie es, die Jury von sich zu überzeugen. Irgendwie muss das in der Familie liegen: Ihre Eltern Beate Sauter und Harry Bechtle sind bestens bekannt in der Tübinger Musikszene, spielen in Gruppen wie „Treat me Like A Dog“, „Dancing Queens“, „Madisonbelles“, „D.B. Harry and The Creatures Of Habit“ und der „BamBamBand“.

Zusammen mit den anderen Gewinner/innen durfte Eva Sauter vom 9. bis zum 14. November am Treffen junge Musik-Szene in Berlin teilnehmen. Dort konnten sich die jungen Musiker in vielen Workshops mit unterschiedlichen musikalischen Themen auseinandersetzen.

Unter anderem lernten die Jugendlichen einen möglichen Ansatz zum Schreiben eines eigenen Songs kennen. Im Workshop hätte Sauter es zeitlich nicht geschafft, ein ganzes Lied zu schreiben. „Also habe ich später ein Lied darüber geschrieben, dass ich keins geschrieben habe.“

Offizieller Höhepunkt des Programms war das öffentliche Konzert, bei dem alle Preisträger die Möglichkeit hatten, ihre Gewinnersongs vorzuspielen. Sauters persönliches Highlight des Treffens war das gemeinsame Improvisieren mit den anderen fünf Solisten und sechs Bands. „Da wurde man von allen Seiten mit Musik zugeballert“, beschreibt sie die abendlichen Jam-Sessions, die immer bis in die frühen Morgenstunden dauerten. Auch vom Nachtreffen, bei dem frühere Gewinner ihre Werke vortrugen, war sie begeistert. Vor sie nach Berlin eingeladen wurde, machte sie ein FSJ an einem freien Theater, wo sie Gruppen anleitete und selbst Theater spielte. Damals hätte sie es sich noch nicht vorstellen können, ihr Hobby Musik zum Beruf zu machen. „In Berlin wurde mir bewusst, dass meine Lieder ernsthaft wertgeschätzt werden.“ Jetzt plant sie, sich an einer Hochschule für Musik zu bewerben.