Kunstvolles Fresko nomadischen (Über-)Lebens in der Sahara – leider etwas verlabert.

Vom Westen unberührt

Kunstvolles Fresko nomadischen (Über-)Lebens in der Sahara – leider etwas verlabert.

24.11.2015

Von che

Vom Westen unberührt

Ethnofilm-Fans dürfen jubeln: Nach der Wüste Gobi, wo das Kamel weint (derzeit im Kino Atelier), geht es jetzt in die Sahara, wo verdurstende Nomaden einem Kamel verzweifelt Wasser aus der Kehle pressen.

Außer Wüste und Wüstenschiffen haben die beiden Filme aber nicht viel gemeinsam. „Vom Westen unberührt? ist inspiriert vom Roman eines französischen Kolonialoffiziers, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Versuch unternahm, sich in die Lage eines „Feindes? zu versetzen, der noch nie mit westlicher Zivilisation in Berührung gekommen war. So entstand die Geschichte von Alifa, der mit seiner Sippe vor der Kolonialmacht immer tiefer in die Wüste flieht und später als Clan-Führer den Eroberern die Stirn bieten will.

Die Inszenierung von Raymond Depardon verzichtet völlig auf dramatische Volten. Mehr als ein historisches Abenteuerepos ist sein mit Jägern aus dem Tschad gedrehter Film der Versuch einer ethnografischen und kultursoziologischen Rekonstruktion einer untergegangenen Epoche. Das hindert den renommierten Fotografen und Dokumentarfilmer indes nicht an der Komposition höchst artifizieller Bilder. Ausgeklügelte Schwarz-weiß-Aufnahmen von Dünen und Sandstürmen, von landschaftsgleichen Nomadengesichtern und sich durch die Unendlichkeit windenende Karawanen entfachen eine fast halluzinogene Wirkung.

Es mag Absicht gewesen sein, das hypnotisch Einlullende durch einen betont nüchternen, fast Lehrbuch-haften Off-Kommentar abzuschwächen. Mir persönlich hätte es als Stummfilm mit Geräuschen besser gefallen.