Querpass

Vom Zipfel zum Terrier

Mit Spitznamen ist das so eine Sache. Manche sind nett, manche wenigstens nett gemeint, andere eher geschmacklos.

27.04.2017

Von THOMAS GRUBER

Bei einem niederklassigen Handball-Verein in Süddeutschland zum Beispiel, da verharrten Jugendspieler in der Kabine schüchtern vor ihrem Klub-Idol, einem altgedienten Routinier. „Wie dürfen wir Sie ansprechen“, fragten sie. Der Rückraumbomber entgegnete: „Ihr könnt alles zu mir sagen – außer Zipfel!“ Pah! Es bedarf nicht allzu viel an Phantasie wie die Jugendlichen darauf reagierten und wie der Vereins-Held ab sofort gerufen wurde. Zumindest hinter seinem Rücken.

Viele Sportgrößen, gleich welcher Coleur, bekommen Spitznamen verpasst. „Der Bomber“? Richtig, da „müllerte“ es. Beim „roten Baron“, so wissen nicht nur die eingefleischten Tennis-Fans, dass es um den „Besenkammer-Boris“ ging. Die ehemalige Lichtgestalt des deutschen Fußballs („Kaiser“) oder etwa Berti Vogts („Terrier“) hatten auch ihre Spitznamen abbekommen. Und dann gab es da noch die „tschechische Lokomotive“. Diesen Zusatz hatte Emil Zátopek, der legendäre Vierfach-Olympiasieger seiner geräuschvollen Art beim Laufen zu verdanken. Von ihm stammt der Satz: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft!“ Unbeantwortet bleibt die Frage: Warum der Mensch boxt? Die Faustkämpfer geben sich oft selbst ihre Spitznamen, wie Wladimir „Dr. Steelhammer“ Klitschko. Seinem Gegner, dem aktuellen IBF-Champion Joshua, verpasste er den Spitznamen „Mr. Milliardär“. Provokativ, aber immer noch besser als „Zipfel“.