Reutlingen/Tübingen · Sicherheit

Polizeipräsidium reicht bald von Esslingen bis Albstadt

Vom 1. Januar an übernimmt das Reutlinger Polizeipräsidium die Zuständigkeit für den Zollernalbkreis. Die dortigen Notrufe gehen bereits in Reutlingen ein.

26.12.2019

Von Jonas Bleeser

Der Schriftzug des Polizeipräsidiums Reutlingen an der Wand bei einer Pressekonferenz. Bild: Hans-Jörg Schweizer

Der Schriftzug des Polizeipräsidiums Reutlingen an der Wand bei einer Pressekonferenz. Bild: Hans-Jörg Schweizer

Im Jahr 2014 wurden die meist mit den Landkreisen identischen Polizeidienststellen in größeren Präsidien zusammengefasst. Diese große Reform der grün-roten Koalition von 2014 hat die ihr nachgefolgte Landesregierung aus Grünen und CDU nun überarbeitet: Das Polizeipräsidium Tuttlingen wurde aufgelöst, zwei Präsidien neu geschaffen. Und das Reutlinger wächst nach Süden. Von Januar an übernimmt es neben den Kreisen Esslingen Reutlingen und Tübingen auch noch den Zollernalbkreis.

In der hiesigen Polizeispitze ist man optimistisch, dass die geplante Süderweiterung gut funktionieren wird: „Die organisatorischen Veränderungen und die Integration eines weiteren Landkreises in unseren Zuständigkeitsbereich waren ein richtiger Kraftakt. Wir sind überzeugt, dass das Schiff zum Jahreswechsel recht passabel vom Stapel laufen wird“, teilt Polizeipräsident Alexander Pick per Pressemitteilung mit.

Ab diesem Zeitpunkt sollen seine Beamten in einem in seiner Struktur sehr unterschiedliche Gebiet für Sicherheit sorgen. Es reicht dann vom eher ländlich geprägten Zollernalbkreis bis zum Stuttgarter Ballungsraum, der Flughafen Stuttgart gehört ebenso dazu wie die Landesmesse.

Ab dem 1. Januar 2020 ist das Präsidium dann das größte im Land, gemessen an der Zahl der Menschen, die in seinem Gebiet leben: Es sind rund 1,23 Millionen. Im gesamten Zuständigkeitsbereich ereignen sich pro Jahr etwa 54000 Straftaten und rund 34000 Verkehrsunfälle. Darum sollen sich insgesamt 2359 Mitarbeiter der Polizei kümmern: So viele Personalstellen sind vorgesehen, 2059 davon für Beamtinnen und Beamte der Schutz- und Kriminalpolizei.

Das Polizeipräsidium Reutlingen wächst im Süden
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03:48 min
Video: Hans-Jörg Schweizer / Archivbilder: Ulrich Metz
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Allerdings werden zum Jahreswechsel nicht alle besetzt sein. Die Gewerkschaften der Polizei warnten bereits in der Vergangenheit vor Personalknappheit, zuletzt im Oktober, als die Präsidiumsführung über die Pläne informierte. Das Polizeipräsidium Reutlingen werde – wie aktuell auch – nur etwa 90 Prozent des Personalbestandes haben, der eigentlich vorgesehen ist, warnte damals der stellvertretende Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Oliver Auras. Schuld daran sei eine Pensionierungswelle, die derzeit überall im Land rollt.

Auf TAGBLATT-Anfrage teilt das Reutlinger Präsidium mit, dass zu Neujahr dann 1935 der 2059 Vollzeitstellen besetzt sein werden. Es kämen jeweils zum 1. März und zum 1. April über 100 weitere Beamte hinzu. „Wir rechnen ab Frühjahr 2020 mit einer sukzessiven Entspannung der Personalsituation“, so Polizeisprecherin Andrea Kopp.

Insgesamt ändere sich nach außen für die Bürgerinnen und Bürger durch die Süderweiterung aber wenig, so die Polizeipressestelle: Wer die 110 anruft, landet im Führungs- und Lagezentrum (FLZ) in Reutlingen. Bereits seit dem 16. Dezember gilt das auch für die Anrufer aus dem Zollernalbkreis. Vom FLZ aus werden die Streifen dann zu den Einsätzen geschickt. Seit der Umstellung für Anrufer aus dem Zollernalbkreis habe das keinerlei Probleme bereitet.

Die Polizeireviere mit den dazu gehörenden Polizeiposten bleiben in den vier Landkreisen die ersten Ansprechpartner für die Bevölkerung. Das gilt auch für die Aufnahme einfach gelagerter Verkehrsunfälle, unabhängig davon, wie schwer die Folgen sind. Das soll die Wartezeiten am Unfallort verkürzen. Ist der Unfallhergang dagegen kompliziert, rücken die Spezialisten der neuen Verkehrspolizeiinspektion an. Sie hat ihren Hauptsitz in Tübingen und Außenstellen in Balingen und Esslingen. Vorgesehen sind 117 Stellen, von den 51 in Tübingen werden zum 1. Januar 45 besetzt sein.

Zur Bekämpfung der Drogenkriminalität wird zukünftig auch beim Balinger Kriminalkommissariat eine Rauschgiftermittlungsgruppe nach Reutlinger Vorbild eingerichtet, in der auch Schutzpolizisten mitarbeiten. Auch die dortige Fahndungsabteilung soll verstärkt werden.

Der Kripo-Standort Tübingen erhält mehr Gewicht

Tübingen wird neben der Esslinger Zentrale zum zweiten großen Standort der Kriminalpolizei im Präsidium. Künftig sollen dort 61 Stellen besetzt werden, 25 mehr als bisher. Dazu kommen noch 12 der Kripo zugeordnete Schutzpolizisten. Im Polizeihochhaus in der Konrad-Adenauer-Straße sitzen das Kriminalkommissariat Tübingen und die Kriminaltechnik, die zusätzliche Beamte erhält. Auch der verstärkte Staatsschutz ist dort untergebracht.

Neue Abteilungen kommen hinzu: Die Spezialisten für Wirtschaftskriminalität und Betrug ermitteln ebenso von Tübingen aus wie die Einbruchsspezialisten des Arbeitsbereichs „Mehrfach- und Intensivtäter/Wohnungseinbruchsdiebstahl“. Und Kriminelle im Internet sollen von dort aus verfolgt werden: Derzeit werden mehrere Arbeitsplätze für Beamte der Kriminalinspektion 5 - Cybercrime in Tübingen eingerichtet.

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Erstellt:
26.12.2019, 18:07 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 26.12.2019, 18:07 Uhr

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