Populismus

Vor Homophobie nicht zurückweichen

Man müsse sperrige Positionen aushalten, findet Winfried Kretschmann. Sein Parteifreund Volker Beck widerspricht.

20.12.2016

Von ran

Man müsse Rechtspopulisten und Fundamentalisten eine eigene Identität entgegen setzen, ansonsten als liberale Gesellschaft „auch sperrige Positionen aushalten“. So zitierten wir gestern, was Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei einer Podiumsdiskussion am Freitag im Evangelischen Stift sagte: „Wenn jemand sagt ’Ich will nicht, dass Schwule Kinder adoptieren’, ist das eine Haltung, die man ertragen muss.“

Das geht Kretschmanns Parteifreund Volker Beck entschieden zu weit. Der Bundestagsabgeordnete der Grünen ist religions- und migrationspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Seinen Standpunkt erläuterte er gestern in einer Pressemitteilung: „Man sollte es mit dem Respekt vor der Respektlosigkeit nicht übertreiben. Natürlich schützt der Artikel 5 Grundgesetz auch die Narrenfreiheit. Deshalb muss man so manche Meinungen erdulden, die man nicht gut findet. Das ist Teil unserer Demokratie. Aber Minderheiten gleiche Würde und gleiche Rechte abzusprechen ist keine ,sperrige‘ Meinung, sondern Diskriminierung. Das darf nicht als ,sperrig‘ oder ,unbequem‘ verharmlost werden.“

Beck fordert „Klarheit und Standfestigkeit in der Haltung: Vor Homophobie, egal ob von Rechtspopulisten oder christlichen oder muslimischen Fundamentalisten, darf man nicht zurückweichen, sondern muss ihr widersprechen. Dabei verlangen wir nicht, dass man uns liebt, aber dass man unsere Rechte und unsere Würde respektiert.“ Beck zitiert den Rabbiner und Gelehrten Leo Baeck: „Wir verlangen nicht, dass man uns ehre, sondern nur, dass man das Recht und die Wahrheit ehre.“ Man dürfe „bei Rassismus, Antisemitismus oder Homophobie nicht alle Fünfe gerade sein lassen. Es geht um unser Menschenbild und nicht um Wischiwaschi-Toleranz.“