Rückblick

Vor zwanzig Jahren fror der Neckar zu

Eine große Sause gab es am Neujahrstag 1997 unterhalb der Tübinger Eberhardsbrücke. Nach elf Jahren war der Neckar wieder zugefroren.

04.01.2017

Vor zwanzig Jahren fror der Neckar zu

Weil in den Vortagen drei Menschen – ohne schlimme Folgen – auf dünnem Eis eingebrochen waren, hielten sich die Tübinger an Silvester noch zurück. Doch dann gab es trotz Warnungen der Feuerwehr kein Halten mehr. Spaziergänger flanierten mit Schlitten oder Kinderwagen auf der riesigen Eisfläche zwischen Hölderlinturm und Stauwehr. Langläufer, Schlittschuhfahrer und selbst Radler waren auf dem rutschigen Belag unterwegs. Einige feierten eine Spontanfete, Privatleute bauten einen Stand mit Glühwein, Stollen und Keksen auf.

Selbst Rainer Kaltenmark vom städtischen Ordnungsamt beschäftigte sich schon mit dem Gedanken an ein winterliches Neckarfest. Die Stadt hatte zunächst dringend gewarnt, die Fläche zu betreten, weil das Eis selbst nach zehn Frosttagen noch nicht überall tragfähig war. Nun begann sie mit Bohrungen, um zu messen, wie dick die Eisschicht ist.

Leider war das Vergnügen jedoch nach knapp einer Woche schon vorüber. Tauwetter setzte ein, und die Kiebinger Kläranlage leitete warmes Wasser in den Fluss.

Nach einer groben Faustregel war früher alle zehn Jahre mit einer geschlossenen Eisdecke auf dem Neckar bei Tübingen zu rechnen. Doch die schnellere Fließgeschwindigkeit nach der Begradigung des Flusses, Kraftwerke und der Klimawandel machen immer öfter einen Strich durch diese Rechnung. ran / Archivbild: Metz