Weitingen · Firmengeburtstag

Vorausgehen statt hinterherlaufen

Die Schreinerei Pfeffer beim Neuen Bahnhof Eutingen blickt auf 30 erfolgreiche Jahre zurück. Groß gefeiert werden konnte coronabedingt nicht.

10.10.2020

Von Hermann Nesch

Vorn Willi Pfeffer, zwei Plätze dahinter seine Frau, mit der Belegschaft der Eutinger Schreinerei Privatbilder

Vorn Willi Pfeffer, zwei Plätze dahinter seine Frau, mit der Belegschaft der Eutinger Schreinerei Privatbilder

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“, heißt ein Sprichwort. Sie fallen – aber derzeit meistens aus. Dies gilt auch für den 56-jährigen Willi Pfeffer und seine Schreinerei am Neuen Bahnhof in Eutingen: Die Corona-Pandemie machte auch ihm und seinen Betriebs- und Familienangehörigen einen Strich durch die Rechnung.

Doch ganz unspektakulär sollte der runde Geburtstag auch nicht vorüberziehen. „Auf das gemeinsame Wohl und den gemeinsamen Erfolg wurde schon kurz angestoßen“, sagte Pfeffer. Gründe
genug gibt es, denn die 30 Jahre sind eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte.

1988 stand das Postgebäude zum Verkauf. Willi Pfeffer griff als junger Meister zu, baute das Gebäude um und gab seinen Betriebsleiter- und Meisterposten in Gültstein auf. Zum 1. Oktober war es so weit: Sein Wunsch, selbstständig zu werden, war mit 26 Jahren in Erfüllung gegangen. Zwei Monate später stellte er den ersten Mitarbeiter Karl-Josef Gramer ein. Er gehört der Schreinerei längst als Meister, später Techniker und Projektleiter an. Nach und nach entwickelte sich der Betrieb: Zehn Jahre später hatte Pfeffer bereits 15 Mitarbeiter, heute sind es 30: je vier Techniker und Meister, 14 Gesellen und sieben Auszubildende sowie Willi Pfeffers Frau Anke, die für die Buchhaltung zuständig ist und Chef „Willi Pfeffer – der Schreiner“ als Geschäftsführer. Weitere Facharbeiterstellen sind bereits ausgeschrieben.

Nachhaltige Ausbildung

Großen Wert legt Willi Pfeffer auf die Ausbildung der Lehrlinge und die Fortbildung seiner festen Mitarbeiter. „Wir haben alle weitergebracht“, so Pfeffer. Das kommt auch der Qualität seiner Arbeiten zugute. Aus der „Talentschmiede für Schreiner“ entsprangen schon mehrere Innungsbeste und „Gute-Form“-Gewinner auf Gesellen-, Meister und Technikerebene, einmal sogar ein Drittplatzierter im Bundesvergleich.

Der herausragende Erfolg in der Lehrlingsausbildung ist ein großer Verdienst des Prokuristen und Ausbildungsmeisters Pascal Schmitt, wie Pfeffer betont. Das spricht sich herum: Während viele Handwerksbetriebe über Nachwuchsmangel klagen, hat seine Schreinerei damit keine Probleme. In den 30 Jahren wurden und werden insgesamt 40 Lehrlinge ausgebildet. Für zwei ausgeschriebenen Ausbildungsplätze gibt es bereits Bewerbungen.

Wichtig ist Willi Pfeffer, nicht sporadisch auszubilden, sondern kontinuierlich. Das sei die einzige Chance, genügend Fachkräfte zu haben. Zwar gibt es personelle Wechsel, aber ein breiter Stamm hält dem Betrieb seit Jahren die Stange. Man kann darin einen Beleg für ein sehr gutes Betriebsklima sehen und für die Motivation der Mitarbeiter.

Einher mit der steigenden Mitarbeiterzahl ging die bauliche Entwicklung des Betriebs; beides bedingt einander. Nach 2010 war man, so Willi Pfeffer, mit der Erweiterung von 2015 „da angelangt, wo wir hinwollten“. Begonnen wurde im Jahr der Gründung als Zwei-Mann-Betrieb auf 240 Quadratmetern. Das Team mit 30 Fachkräften kann inzwischen auf über 1600 Quadratmeter Produktionsfläche und mit modernster technischer Ausstattung arbeiten. Als Aufgabe bleibt, die Abläufe weiter zu verbessern.

Die Berufsgenossenschaft Holz und Metall hat der Schreinerei Pfeffer als erstem Unternehmen der Branche im Landkreis vor einigen Jahren das Gütesiegel „Sicher mit System“ (SMS) verliehen, nachdem sie ein Arbeitsschutzmanagementsystem eingeführt hatte.

Ein Höhepunkt der Betriebsgeschichte war 2017 der Kulissenbau für ein Fotoshooting im Pentagon- und Straßenbahnwaggonstil mit der deutschen Fußballnationalmannschaft der Männer, dem damaligen Weltmeister, gemeinsam mit dem Bekleidungskonzern Boss vor einem Länderspiel in Dortmund gegen England, als Lukas Podolski seinen Abschied gab.

Willi Pfeffers Schreinerei entwickelte sich also beständig weiter, zu einem der renommiertesten Schreinereibetriebe Süddeutschlands und als eine der ersten Adressen für Privat- und Gewerbekunden. Sie gehört inzwischen zu den Großen der Branche. Die Auftragsbücher sind randvoll, der Betrieb floriert. Von Kurzarbeit keine Spur.

Ökologische Nachhaltigkeit

Nicht nur in der Ausbildung, sondern auch ökologisch setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit; sie sei Willi Pfeffer ein großes Anliegen. Der Betrieb ist energetisch autark: Die eigene Fotovoltaikanlage deckt den Strombedarf des Betriebs vollständig. Geheizt wird ausschließlich mit den eigenen Holzabfällen.

Als „i-Tüpfele“ wurde im Frühjahr das Unternehmen voll auf Digitalisierung umgestellt. Organisation, Planung bis zu den Einrichtungen vor Ort laufen zu 95 Prozent über Tablets. Alles ist jederzeit und überall abrufbar. Das spart zudem eine Menge Kopiermaterial und Kosten. Seiner Firmenphilosophie ist Willi Pfeffer treu geblieben: immer vorausgehen statt hinterherlaufen.

Die Schreinerei am Neuen Bahnhof in Eutingen

Die Schreinerei am Neuen Bahnhof in Eutingen

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Erstellt:
10.10.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 06sec
zuletzt aktualisiert: 10.10.2020, 01:00 Uhr

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