Gesundheit

Vorläufiges Ende der Pädiatrie in Sulz

Rolf Heppler hat seine Kinderarztpraxis geschlossen. Ein Nachfolger fehlt noch.

13.12.2016

Von Cristina Priotto

Kinderarzt Rolf Heppler undHelferin Janet Friedrich bei der Schließung der Praxis. Bild: Priotto

Kinderarzt Rolf Heppler und Helferin Janet Friedrich bei der Schließung der Praxis. Bild: Priotto

Die Rolläden sind geschlossen, das Inventar in Kartons verstaut: Die bislang erste und einzige Kinderarztpraxis in Sulz ist nach 19 Jahren Geschichte. Die letzten Patienten hat Rolf Heppler am 7. Dezember behandelt, seither hält der 54-Jährige keine Sprechstunde mehr ab und vergibt keine Termine mehr. Nur Unterlagen können von Eltern noch bis Mittwoch geholt werden.

Der Blick ist indes mehr nach vorne als nach hinten gerichtet, denn Anfang 2017 fängt Heppler in Niedersachsen noch einmal von vorne an: In Geestland wird der zweifache Familienvater eine Kinderarztpraxis eröffnen (die SÜDWEST PRESSE berichtete).

Während Rolf Heppler sich um seine eigene Zukunft keine Sorgen machen muss, bangt der Pädiater um die weitere Versorgung seiner kleinen Patienten – denn mit der Schließung der Praxis endet auch die medizinische Behandlung vor Ort für hunderte Kinder in Sulz.

Aus dem nahtlosen Übergang, den Heppler sich für Familien gewünscht hätte, wurde nichts: „Es gab einen Interessenten, aber der hat wieder abgesagt, weil seine Ehefrau nicht aufs Land ziehen wollte“, bedauert der 54-Jährige. Der Kinderarzt sieht darin eine symptomatische Entwicklung: „Ländlicher Raum und Einzelpraxis sind leider zwei K.o.-Kriterien geworden“, stellte Rolf Heppler am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung fest. Der Bedarf an wohnortnahen Praxen ist dabei aber durchaus gegeben, und daher ist Heppler froh um alle Kollegen, in der Region, die seine bisherigen kleinen Patienten weiterversorgen. Denn viele Kinderärzte müssen Aufnahmestopps verhängen oder nehmen nur noch Neugeborene, Säuglinge oder chronisch kranke Jungen und Mädchen auf.

Bei Hartmut Walter hat Heppler den beabsichtigten Weggang vor vier Monaten angekündigt, doch der Sulzer Wirtschaftsförderer konnte auch nur hoffen, dass sich bald ein Nachfolger für die Praxis findet – vorerst vergeblich.

Als „Fehler im System“ bezeichnet der scheidende Sulzer Kinderarzt es, dass die Kassenärztliche Vereinigung zwar den Auftrag hat, eine freiwerdende Praxis wiederzubesetzen, als Anstalt des öffentlichen Rechts aber nicht selbst aktiv werden darf. „Es bleibt zu hoffen, dass der Sitz wiederbesetzt werden kann“, sagte Heppler gestern mit Sorgenfalten.

Zumindest bezüglich seiner Mitarbeiterinnen kann Rolf Heppler aber mit Erleichterung gehen: Alle fünf Helferinnen sind in anderen Praxen untergekommen. Darunter ist auch Janet Friedrich, die 18,5 von 19 Jahren dabei war: „Ich habe mein halbes Leben in dieser Praxis verbracht und wurde sogar hier ausgebildet“, erzählt die 37-Jährige mit etwas Wehmut.

Durch den Umzug in den Norden kehrt Rolf Heppler Sulz aber nicht endgültig den Rücken: „Ich bin am Neckar aufgewachsen und habe 50 Jahre am Fluss gelebt. Die Region werde ich vermissen“, ist der 54-Jährige überzeugt.

Somit ist in Sulz wieder der Zustand wie vor 1997 eingekehrt, als es keine Kinderarztpraxis gab. In der Neckarstadt hinterlässt Heppler eine Lücke.