Vöhringen · Ortsentwicklung

Vorrang für medizinische Mieter

Vöhringen erwirbt über die Hälfte der Flächen im Gesundheitszentrum. Damit soll die Nutzung freier Räume als Wohnungen vermieden werden.

21.10.2020

Von Cristina Priotto

Drei Etagen soll das Gesundheitszentrum auf dem Hofäcker-Areal in Vöhringen umfassen. Im zweiten Stock und im Obergeschoss sollen mehrere Arztpraxen einziehen, im Erdgeschoss wird die Bäckerei Sehne ein Café eröffnen. Wohnungen wären möglich, die Gemeinde möchte aber lieber medizinische Einrichtungen dort unterbringen und übernimmt deshalb mindestens die Hälfte der Nutzfläche.Grafik: Diomedes

Drei Etagen soll das Gesundheitszentrum auf dem Hofäcker-Areal in Vöhringen umfassen. Im zweiten Stock und im Obergeschoss sollen mehrere Arztpraxen einziehen, im Erdgeschoss wird die Bäckerei Sehne ein Café eröffnen. Wohnungen wären möglich, die Gemeinde möchte aber lieber medizinische Einrichtungen dort unterbringen und übernimmt deshalb mindestens die Hälfte der Nutzfläche.Grafik: Diomedes

Kollektive Begeisterung für ein Projekt, einstimmige Zustimmung und keine Diskussion: Die Sitzung des Vöhringer Gemeinderats am Montag wird den Zuhörern als außergewöhnlich in Erinnerung bleiben. Der Entscheidung über die Übernahme von Nutzungseinheiten im geplanten Gesundheitszentrum war vergangene Woche eine nicht-öffentliche Beratung vorausgegangen, bei der Martin Felger, Geschäftsführer der Diomedes GmbH und Bauträger Joachim Kopp aus Aichhalden den Räten Rede und Antwort standen.

Wichtig ist der Gemeinde, dass das auf den bis zu acht Nutzungseinheiten im Gesundheitszentrum der Anteil der Gesundheitsdienstleistungen überwiegt. Daher möchte Vöhringen „50 plus X Prozent“ an der Nutzfläche erwerben. Dadurch sollen noch nicht an Ärzte vermietete Flächen langfristig gesichert und eine Nutzung als Wohnungen verhindert werden.

Bislang steht fest, dass die ortsansässige Hausarztpraxis von Thomas Schmid von der Mühlbachstraße ins künftige Gesundheitszentrum zieht. Darüber hinaus wurden mit einem ambulanten Pflegedienst, einer Logopädiepraxis und der Bäckerei Sehne Absichtserklärungen geschlossen.

„Weitere Dienstleister aus dem Gesundheitswesen werden gesucht“, betonte Bürgermeister Stefan Hammer. Die Akquise laufe weiter, betonte Hammer und zeigte sich zuversichtlich, dass es der Diomedes GmbH gelinge, wie in Dornhan alle Flächen mit medizinischen Dienstleistern zu belegen. Beim Dornhaner Gesundheitszentrum bestand ebenfalls die Option, nicht an Mediziner vermietete Flächen zu seniorengerechten Wohnungen umzugestalten. Davon musste aber kein Gebrauch gemacht werden. Der Gemeinderat hat die Hoffnung, dass es auch in Vöhringen so gut läuft.

Das Grundstück im Hofäcker-Areal befindet sich bereits im Besitz der Gemeinde. Auf den südlich angrenzenden Flächen war ursprünglich das Ziel, eine Anlage für Betreutes Wohnen zu bauen. Durch das Votum für den Kauf von Flächen im Gesundheitszentrum kann die Gemeinde dort aber nicht auch noch investieren. Für die mittelfristige Finanzplanung hat dies zur Folge, dass für den Flächenerwerb 1,47 Millionen Euro und an Grundstückserlösen 413000 Euro eingeplant werden müssen. Bislang waren für den Erwerb der Flächen für eine Hausarztpraxis 500000 Euro kalkuliert. Um die Deckungslücke von 557000 Euro zu schließen, soll möglichst kein Kredit aufgenommen werden. Die Verwaltung sieht in der aktuellen mittelfristigen Finanzplanung genügend Manövriermasse, um durch Kürzungen oder zeitliche Verschiebungen an anderer Stelle die Lücke zu schließen. Die Kostenprognosen hatten die Investoren-Partner den Räten nicht-öffentlich vorgestellt. Quadratmeterzahlen wurden in der öffentlichen Sitzung nicht genannt, um daraus keine Preisrückschlüsse zu ermöglichen.

Andrea Kopp zeigte sich selten enthusiastisch über das Projekt. „Mit Diomedes haben wir ein sehr erfahrenes und erfolgreiches Team, das ein baulich sehr durchdachtes Konzept vorgelegt hat“, lobte die CDU-Gemeinderätin. Die Gemeinde solle dahinterstehen und die Flächen behalten, um mitbestimmen zu können. „Die Risiken sind beherrschbar, der Plan ist fertig – da kann man direkt loslegen“, sagte Kopp erfreut.

Fraktionskollege Andreas Scheu forderte, Werbung auch in Ärztefachjournalen zu machen, um weitere Mediziner in die Mühlbachtalgemeinde zu locken.

Axel Plocher zeigte sich ebenfalls zuversichtlich und sagte: „Es geht jetzt darum, dass man startet und schaut, dass wir weitere Ärzte herbekommen“, sagte der FBVler.

Dem Verwaltungsvorschlag, dass die Gemeinde Vöhringen mindestens die Hälfte der Nutzfläche erwirbt, mit Partner-Investoren in konkrete Vertragsverhandlungen eintritt und im Haushaltsplan 2021 und der mittelfristigen Finanzplanung die Investitionssummen bereitstellten, stimmten alle Ratsmitglieder zu.

Bürgermeister Hammer sah in dem einstimmigen Gemeinderatsvotum ein wichtiges Signal an Planer, Investoren, Ärzte und Nutzer.

Hausarzt Thomas SchmidtArchivbild

Hausarzt Thomas Schmidt Archivbild

Vorbild Dornhan, Negativbeispiel Loßburg:

Im Gesundheitszentrum Dornhan finden sich seit Mai 2019 zwei Hausarztpraxen, jeweils eine Praxis für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, ein Gesundheitscoach und die Dornhaner Sozialstation. Realisiert wurde das Projekt am Wagnerplatz durch die Stadt Dornhan, die Architekten Glück+Partner und – ebenso wie in Vöhringen – die Diomedes Gmbh und Bauträger Joachim Kopp aus Aichhalden.

Für das Ärztehaus in Loßburg erfolgte kürzlich der Spatenstich. Für das Gebäude „BNo10“

in der Bahnhofstraße konnte bislang aber nur eine Zahnarztpraxis aus Schopfloch gewonnen werden. In den drei

Etagen darüber entstehen daher jetzt zehn

Eigentumswohnungen. Die Bauzeit soll zirka

15 Monate betragen.

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Erstellt:
21.10.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 21.10.2020, 01:00 Uhr

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