Kerber und Siegemund machen Scharapowas Fehlen in Stuttgart locker wett

Wahnsinnige Tennistage

Lange prägte Maria Scharapowa das Turnier in Stuttgart. Dieses Jahr fehlt die Tennis-Diva - dafür sorgen andere für den Glanz: Angelique Kerber tat einen weiteren Schritt in Richtung Titelverteidigung.

23.04.2016

Von HELEN WEIBLE

Die große Überraschung des Turniers: Die Stuttgarterin Laura Siegemund steht beim Heimturnier im Halbfinale. Foto: Imago

Die große Überraschung des Turniers: Die Stuttgarterin Laura Siegemund steht beim Heimturnier im Halbfinale. Foto: Imago

Stuttgart. Wo im Vorjahr im Village des Tennis Porsche Grand Prix der Süßigkeitenstand mit dem Label "Sugarpova" platziert war und vor allem junge Mädels fleißig Tüten mit Fruchtgummis ihres Idols mitschleppten, da hat jetzt Sponsor Turkish Airlines seine Zelte aufgeschlagen. In diesem Jahr müssen die Besucher der Porsche-Arena auf die einst omnipräsente Maria Scharapowa verzichten.

Die beliebte russische Tennis-Queen, die das Damenturnier in Stuttgart von 2012 bis 2014 drei Mal hintereinander gewonnen hat, darf aktuell wegen Dopings nicht auf der Tour spielen (siehe Infokasten). Anfang März trat sie vor die Presse und gab zu, die Substanz Meldonium eingenommen zu haben. Dieses Mittel steht seit Januar auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Es hat viele Profisportler erwischt. Doch Scharapowa, Zugpferd und ehemalige Markenbotschafterin von Porsche und Nike, ist der prominenteste Fall. "Es ist eine sehr unschöne Geschichte - für den Sport insgesamt und für das Damentennis im Besonderen", sagte Markus Günthardt, der auch zugab: "Maria hätte es in diesem Jahr bei uns schwer gehabt, weil sie nicht unter den vier Gesetzten gewesen wäre. Mir wäre es aber natürlich viel lieber gewesen, wenn sie bei uns angetreten wäre", so der Turnierdirektor.

Längst schaffen es freilich andere Damen, in ihre Fußstapfen zu treten. Allen voran Vorjahressiegerin Angelique Kerber. Sie vermarktet zwar (noch) keine Süßigkeiten, sorgt aber dennoch bislang für viel Genuss - für sportlichen Genuss! Die bescheiden gebliebene Australian-Open-Siegerin hat gestern erneut gezeigt, dass es ihr Jahr werden könnte. Gegen die Spanierin Carla Suarez Navarro, mit der sie auch häufiger bei Turnieren trainiert, triumphierte sie glatt mit 6:4, 6:2 und strahlte abermals eine vielversprechende Souveränität aus. "Es war großartig heute. Für mich läuft alles nach Plan", sagte die Titelverteidigerin, "ich habe langsam meinen Rhythmus wiedergefunden. Ich werde weiter alles rausholen, um mein bestes Tennis zu zeigen." Die Linkshänderin fühlt sich bereit für einen weiteren Titel beim Heimturnier. In ihrem ersten Spiel hatte ihr Youngster Annika Beck bereits viel abverlangt, aber auch da merkte man der Nummer drei der Welt an, welches Selbstvertrauen ihr der große Erfolg in Melbourne gegeben hat. Um ins Finale am Sonntag einzuziehen, muss sie heute gegen die Nummer sieben der Welt, Petra Kvitova, in dieser Art und Weise weiter zaubern. Die Tschechin setzte sich etwas überraschend gegen die an Nummer drei gesetzte Garbi·e Muguruza mit 6:1, 3:6, 6:0 durch. Die Spanierin gab zu, dass ihr eine besonders starke Gegnerin gegenübergestanden war: "Petra muss heute ein gutes Frühstück gehabt haben", scherzte Muguruza. Das Stuttgarter Publikum hat gesehen, wie gehaltvoll Kerber spielt! Und es bahnt sich ein Final-Schmankerl an: Nicht nur die deutsche Nummer eins sorgt für Hochgenuss beim Klassiker, bei dem es einen knallorangenen Porsche Boxster zu gewinnen gibt.

Auch Qualifikantin Laura Siegemund, die in Filderstadt geboren ist, lässt die Tennis-Herzen höher schlagen. Nach zwei ganz starken Auftritten, zuletzt gegen Simona Halep, schaffte sie erstmals überhaupt den Sprung ins Viertelfinale. Auch die vermeintliche Favoritin Roberta Vinci biss sich an der 28-Jährigen die Zähne aus. 6:1, 6:4 für Siegemund! Lediglich im zweiten Satz ließ sie die Italienerin auf 3:1 wegziehen.

Dann wurde sie vom Publikum zu Höchstleistungen gepusht: "Ihr seid echt unglaublich", war Siegemund überglücklich. "Ohne euch hätte ich das nicht umgebogen." Im Halbfinale trifft sie nun auf die topgesetzte Polin Agnieszka Radwanska. Die Überraschung des Turniers ist hungrig auf mehr.

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Erstellt:
23.04.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 23.04.2016, 06:00 Uhr

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