Freudenstadt · Anreiz

Waldseifen am Marktplatz

Die Stadt Freudenstadt hat ein Pop-up-Store-Konzept aufgelegt, dass die Vielfalt des Einzelhandels erhöht und Gründer in die Innenstadt holt.

06.08.2020

Von Dunja Bernhard

„Riecht hervorragen“, sagte Oberbürgermeister Julian Osswald, als er den Store betrat. Wirtschaftsförderin Elke Latscha (rechts) holte Seifenmacherin Susanne Albert an den Freudenstädter Marktplatz. Bilder: Dunja Bernhard

„Riecht hervorragen“, sagte Oberbürgermeister Julian Osswald, als er den Store betrat. Wirtschaftsförderin Elke Latscha (rechts) holte Seifenmacherin Susanne Albert an den Freudenstädter Marktplatz. Bilder: Dunja Bernhard

Susanne Albert ist begeistert von dem Angebot, das die Stadt ihr gemacht hat. Eigentlich wollte die Seifenmacherin aus Wörnersberg ihre Produkte auf dem Wochenmarkt verkaufen. Die Freudenstädter Marktsatzung lässt dort aber nur Lebensmittel und Erzeugnisse des des Forstes zu.

Für Albert letztlich ein Glücksfall. Weil sie nicht locker ließ, ist sie die erste Einzelhändlerin des neuen Pop-up-Store-Konzepts der Stadt. Unter dem Motto „Platz frei für Deine Shop- und Eventidee“ sucht Wirtschaftsförderin Elke Latscha Kreativschaffende, Künstler, Gründer oder Start-ups, die vorübergehend in Freudenstadt ein Geschäft eröffnen möchten.

Für Albert ist es eine ideale Möglichkeit, bekannt zu werden. Bisher verkaufte sie ihre selbsthergestellten Seifen in Wörnersberg. Die Leute fahren in das 20 Kilometer von Freudenstadt entfernte Dorf, um ihre Seife zu kaufen, berichtet sie. „Das ist nicht das Problem.“ Aber sie müssten von dem Angebot erst mal wissen.

Als sie vor 15 Jahren mit der Seifenherstellung begann, wurde sie belächelt, erzählt Albert. Zunächst war es ein Hobby, sie gab VHS-Kurse. Vor einem gutem Jahr richtete sie im alten Wörnersberger Schulhaus, das auch ihr Wohnhaus ist, eine Seifenmanufaktur ein.

Mit der Corona-Pandemie gewann das Händewaschen eine andere Bedeutung. „Seife ist ein Thema.“ Ihre bestehen zu 75Prozent aus Sheabutter. „Das verursacht ein angenehmes Hautgefühl.“ Weitere Zutaten sind Oliven-, Mandel-, Jojoba- und Rapsöl. Ihre Seifen seien viel gesünder für die Haut, als herkömmlich hergestellte, sagt Albert. Allerdings bräuchten Naturseifen drei Sekunden länger, bis sie schäumen. Deshalb spreche sie gern von „meditativem Händewaschen“.

In einer kleinen Waschschüssel können Kunden dieses Gefühl ausprobieren. „Seife ist eine Leidenschaft von mir, ich versuche diese überspringen zu lassen.“ Zwei Tage brauchte sie, um den Shop auszustatten. „Das Temporäre ist klasse.“ Da sie alles allein macht und Zeit für die Seifenherstellung braucht, könnte sie nicht dauerhaft ein Geschäft in Freudenstadt führen.

Oberbürgermeister Julian Osswald berichtete, dass hinter dem Pop-up-Store-Konzept viel Arbeit der Wirtschaftsförderung stecke. „Aber es lohnt sich.“ Unternehmer können zeigen, was sie haben und können. „Die Leute können die Produkte anschauen und kaufen.“ Vielleicht komme ein Händler so auf die Idee, dass es sich lohnt, einen Laden aufzumachen. Neue Einzelhändler für Freudenstadt zu werben, ist ein Ziel des Konzepts. Aber nicht das einzige.

Denn wechselnde Angebote in den Pop-up-Stores erhöhen die Vielfalt im Einzelhandel. So könnten mehr Besucher in die Stadt gelockt werden. „Es gibt keine schwierigere Visitenkarte, als ein leerstehendes Schaufenster“, sagt Osswald. Das wirke abschreckend. Einen Pop-up-Store in die Innenstadt zu bekommen, sei allerdings aufwendiger als es aussehe. Das liegt weniger an den Händlern, als vielmehr an den Immobilienbesitzern. „Sie müssen aufwendig überzeugt werden.“ Latscha ergänzt: „Wir sind jedem Vermieter, der mitmacht, dankbar.“

Nicht jedes leerstehende Geschäft lasse sich zu einem Laden machen, sagt Osswald. 1B-Lagen oder kleine Räume ließen sich kaum noch vermieten. Seit die Loßburger Straße ausgebaut ist, hätten sich die Besucherströme allerdings verändert. „Der Untere Marktplatz ist jetzt belebter.“

Die Stadt will das Konzept so lang weiterverfolgen, wie es leere Geschäfte und willige Vermieter gibt. Am 24.August öffnet der nächste Pop-up-Store. Dann in der Loßburger Straße 10. Wer dort reinzieht, wollte die Wirtschaftsförderin noch nicht verraten.

Wenn Print- und Onlineartikel nicht nur Bilder, sondern auch Düfte wiedergeben könnten, strömte hier eine liebliche Rosennote mit Meeresbrise.

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Erstellt:
06.08.2020, 20:10 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 06.08.2020, 20:10 Uhr

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