Schwuler Deutscher lehrt Mossad-Killer die Liebe. Groschenkrimi mit wahren Hintergedanken.

Walk on Water

Schwuler Deutscher lehrt Mossad-Killer die Liebe. Groschenkrimi mit wahren Hintergedanken.

24.11.2015

Von che

„You?re my Cinderella ? you?re my Rockefeller?, säuseln Esther und Abi Ofarim aus den Lautsprechern, doch der Mann vom israelischen Geheimdienst guckt, als habe man ihm eine Zitrone unter die Zunge geklemmt. Anders die deutschen Geschwister Pia und Axel, die zu dem Sixties-Schlager ein hinreißendes Karaoke-Duett auf die Bühne der Kibbuz-Bar legen. Es sind solche Kleinigkeiten, die mit Eytal Fox? Film dann doch wieder versöhnen. Nicht nur wegen ihrer Lustigkeit an sich, sondern auch, weil sie die Haltung der Deutschen zu Israel (und teilweise auch umgekehrt) gut auf den Punkt bringen: vom diffusen Schuldkomplex der Gutmenschen, die sich noch von den scheußlichsten jüdischen Volkstänzen angezogen fühlen, bis zum hinter maskenhafter Generosität sich verschanzenden Antisemitismus.

Der Rest der Handlung kann da allerdings kaum mithalten: Der als eiskalter Killer eingeführte Mossad-Agent Eyal wird auf die gerade in Israel weilenden Geschwister angesetzt, um an Informationen über deren Großvater, einen berüchtigten Nazi-Schlächter heranzukommen. Als Reiseleiter getarnt führt er den schwulen Axel lustlos durch das heilige Land, später geht die Reise nach Deutschland, in die Wannseevilla (!) der Bestie.

Daraus hätte immerhin ein trashiges Schauerstückchen mit kantigen Charakteren werden können, würden Drehbuch und Regie nicht ständig zwischenmenschliche Zwischentöne hinein klimpern. Die sind etwa von der Art, dass Eyals auf Rache und Macho-Härte gegründetes Weltbild ins Wanken gerät, bloß weil er mal ein paar Tage mit einem sanften Schwulen unterwegs ist. Davor darf er aber in der Berliner U-Bahn eine Rotte Neonazis grün und blau vermöbeln. Das bedient zwar vor allem die niederen Instinkte der Anständigen, aber warum sollen sich im Kino nur Star-Wars-Fans auf die Schenkel klopfen dürfen?