VfB Stuttgart

Walters Zukunft völlig offen

Nach dem turbulenten Remis in Hannover kündigen die Bosse eine knallharte Analyse an. Der Trainer muss zum Rapport. Ausgang ungewiss. V

23.12.2019

Von CARSTEN MUTH

Ist umstritten und steht erheblich unter Druck: VfB-Trainer Tim Walter. Foto: Swen Pförtner

Ist umstritten und steht erheblich unter Druck: VfB-Trainer Tim Walter. Foto: Swen Pförtner

Ulm. Am Ende dieses Spiels mussten Spieler und Verantwortliche des VfB Stuttgart erst einmal kräftig durchatmen. 2:2 hieß es am Samstag nach packenden 90 Minuten, die für neutrale Zuschauer beste Zweitliga-Unterhaltung boten, die Sorgen beim VfB und die Zweifel an Trainer Tim Walter aber keineswegs ausräumten. Jedenfalls kündigte Sportdirektor Sven Mislintat umgehend eine „knallharte Analyse“ an. Coach Walter sowie seine Co-Trainer müssen sich demnach unangenehme Fragen stellen lassen. Ob Walter tatsächlich Trainer bleibt und das Team nach der nun begonnenen Winterpause in den Rest der Rückrunde führt, ist ungewisser denn je. „Der Ausgang ist komplett offen“, bestätigte Mislintat Nachfragen.

Das klang nun mal wirklich nicht nach einer vollen Rückendeckung für den angeschlagenen Coach. In den vergangenen Monaten hatte sich der Sportdirektor noch voll hinter Walter gestellt, dessen Offensiv- und Ballbesitzfußball stets mit Nachdruck verteidigt. Nun aber soll alles auf den Tisch kommen, meinte der Sportdirektor. Warum es etwa zu Beginn dieser Saison so gut lief, anschließend jedoch nicht mehr.

Als Tabellendritter schließt der VfB, der vermeintlich den besten und teuersten Kader der zweiten Fußball-Bundesliga sein Eigen nennen darf, dieses Jahr ab. 18 von 34 Spieltagen sind absolviert. Die ambitionierten Stuttgarter sind punktgleich mit dem Zweiten HSV und liegen drei Zähler hinter Spitzenreiter Bielefeld. Dass der HSV und die Arminen aus Bielefeld zuletzt ebenfalls häufig Punkte liegen gelassen haben, interessierte Mislintat nicht. Er betonte: „Wir haben fünf Niederlagen auf dem Konto und sind in Hannover knapp an der sechsten vorbeigeschrammt. Jedes dritte Spiel zu verlieren, ist nicht die Bilanz eines Aufsteigers.“

Was den Sportdirektor und alle, die es mit dem VfB halten, am Samstagnachmittag in Hannover besonders beunruhigt haben dürfte, war vor allem die erste Halbzeit – die mit Abstand schwächste in dieser Saison. In diesen 45 Minuten brachten die Stuttgarter nichts, aber auch gar nichts auf die Kette. Offensivpower? Fehlanzeige. Ballsicherheit? Ebenfalls. 96 war das klar bessere Team, stürzte die Stuttgarter Defensive, in der Kapitän Marc-Oliver Kempf nach abgelaufener Rotsperre wieder mitwirkte, von einer Verlegenheit in die nächste. Mit dem 0:1 war der VfB zur Pause gut bedient.

96 zeigte in diesem Duell der beiden Bundesliga-Absteiger seine bislang mit Abstand beste Saisonleistung. Stuttgart hingegen war über weite Strecken völlig von der Rolle. „Meine Situation hemmt die Jungs. Sie hatten durch die besondere Konstellation Blei in den Beinen“, sagte Trainer Walter hinterher.

Plötzlich wachgeküsst

In der Halbzeitpause fand der Coach dann offenbar die richtigen Worte, um seine total verunsicherten und mutlosen Spieler aufzubauen und anzutreiben. Jedenfalls legte der VfB in der zweiten Halbzeit los, als hätte es das Davor nicht gegeben. Der von Trainer Tim Walter eingewechselte Nicolas Gonzalez traf vom Anstoß weg zum 1:1 und stellte damit den Spielverlauf total auf den Kopf. Ganze zwölf Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt in Hälfte zwei gespielt. Wenig später schlug dann auch noch der pfeilschnelle Silas Wamangituka zu und brachte die plötzlich wachgeküssten Gäste sogar mit 2:1 in Führung.

Hannovers Spieler verstanden die Welt nicht mehr. 96 glückte dennoch noch der Ausgleich. Und der VfB? Wurde tatsächlich immer stärker, versemmelte jedoch wie gewohnt noch einige vielversprechende Torchancen, so dass es beim 2:2 blieb. Wobei: Ein Auswärtssieg wäre an diesem Tag des Guten zu viel gewesen. Angesichts der schwachen ersten Halbzeit hatten die Stuttgarter nicht mehr als diesen einen Zähler verdient. mit sid

Zum Artikel

Erstellt:
23.12.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 23.12.2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!