Nationalmannschaft

Warten auf den Welttorhüter

Manuel Neuer arbeitet nach einer Fußoperation konsequent daran, seinen Körper zu kräftigen und zu stabilisieren. Nur noch zwölf Wochen bleiben ihm, um in WM-Form zu kommen.

22.03.2018

Von ARMIN GRASMUCK

Am 11. Oktober 2016 bestritt Manuel Neuer sein bislang letztes Länderspiel  2:0 gegen Nordirland. Foto: Jean Catuffe/Getty

Am 11. Oktober 2016 bestritt Manuel Neuer sein bislang letztes Länderspiel 2:0 gegen Nordirland. Foto: Jean Catuffe/Getty

Düsseldorf. Den Sonntag, so viel steht fest, den vergangenen Sonntag hat Manuel Neuer zumindest zeitweise am Wasser verbracht. Das frischeste Foto, das der verletzte Welttorhüter auf seinen Plattformen im Internet veröffentlichte, zeigt ihn am Ufer eines Flusses. Er trägt graue Sportklamotten und macht ein verhalten zuversichtliches Gesicht. „Freizeit“, steht neben dem Bild – und ein lustiges Männchen. Es ist alles, was es von Neuer zu erfahren gibt.

Wie geht es ihm? Wann steigt er wieder voll ins Training ein? Und vor allem: Wird der Weltmeister und Kapitän der Nationalmannschaft rechtzeitig zur WM in Russland fit? Die Länderspiele der deutschen Auswahl am Freitag in Düsseldorf gegen Spanien und vier Tage später in Berlin gegen Brasilien, die als echte Härtetests zu betrachten sind, wird der Torwart definitiv verpassen. Am 15. Mai benennt Bundestrainer Joachim Löw seinen vorläufigen Kader für das von ihm ausgerufene Projekt Titelverteidigung. Manuel Neuer ist in seinen Planspielen eine Schlüsselfigur – und die große Unbekannte.

„Wir werden dem Manu natürlich alle Möglichkeiten offen halten“, sagt Löw mit festem Unterton: „Er ist der beste Torhüter der Welt, unser Kapitän – und mit seiner Ausstrahlung brauchen wir ihn unbedingt.“ Doch auch der Bundestrainer hat realisiert: Die Zeit wird knapp, und die Chancen für Neuer, zum Ende der Saison über die Einsätze im Trikot des FC Bayern in Form zu kommen, werden weniger.

Metallplatte im Fuß

Vor sechs Monaten, am 18. September, musste der Torwart das Abschlusstraining vor der Partie in der Bundesliga gegen Schalke abbrechen. Mittelfußbruch, so lautete die bittere Diagnose. Er wurde in Tübingen von Prof. Dr. Ulrich Stöckle operiert. Der renommierte Arzt setzte ihm eine Metallplatte ein, um den Fuß zu stabilisieren. Seitdem arbeitet Neuer unter professioneller Aufsicht praktisch rund um die Uhr daran, gesund und bei voller Stärke zurückzukehren.

Die erste Frist musste der 31 Jahre alte Torhüter verstreichen lassen. Als die Kollegen nach der Winterpause in München zu trainieren begannen, lief er noch an Krücken. Ende Januar zeigte er sich wohlgelaunt. „Ich bin auf einem sehr guten Weg“, sagte Neuer: „Ich bin guter Dinge und weiß, dass ich in der Rückrunde auf jeden Fall noch spielen werde.“ Kurz darauf düste er ab nach Thailand – abschalten am Strand des rund 9000 Kilometer entfernten Badeortes Phuket. Eine Woche später kehrte er zurück.

Im Trainingszentrum der Bayern spult Neuer Tag für Tag sein Reha-Programm ab. Es geht darum, den Körper zu stabilisieren, ihn zu kräftigen und beweglich zu halten. Das heißt unter anderem: Hanteln, Medizinball, Gymnastik, auf einem Bein, auf zwei Beinen, in der Hocke, auf dem Bauch und den Zehenspitzen. Immer und immer wieder. Jupp Heynckes, sein Trainer in München, geht davon aus, dass der Torwart im April in die Mannschaft zurückkehren wird. „Es sieht sehr gut aus“, sagte Heynckes vergangene Woche. „Manuel kann 80 Prozent des Körpergewichts belasten.“ Die Partien gegen den FC Sevilla im Viertelfinale der Champions League, die am 3. und 11. April ausgetragen werden, kommen für Neuer jedoch zu früh.

In der Bundesliga stehen noch sieben Partien aus. Auch wenn die Zeit drängt: Der Torhüter muss kein Risiko eingehen. Er wird im Verein von Sven Ulreich exzellent vertreten. In der Nationalelf hat sich Marc-André ter Stegen, der als Nummer eins des FC Barcelona eine vorzügliche Runde spielt, bewährt.

Und doch: Vor der entscheidenden Phase der Saison werden die Rufe nach Neuer lauter. Der begnadete Ballfänger, in den Jahren 2013 bis 2016 als bester Torhüter der Welt ausgezeichnet, gilt speziell in den großen Partien als wichtiger Faktor. Oliver Bierhoff, der Teammanager der Nationalmannschaft, traut ihm sogar einen Kaltstart in letzter Minute zu. „Bei der Klasse, die er hat, sehe ich keine Schwierigkeiten“, sagte Bierhoff: „Man merkt, wie konzentriert er ist, wie er auf das Ziel WM hinarbeitet.“

Diese Woche war Neuer kurz in Düsseldorf bei der DFB-Auswahl zu Gast, er stellte sich auch für Werbeaufnahmen. Ihm bleiben noch zwölf Wochen: Am 17. Juni trifft die Nationalelf in ihrem ersten Spiel bei der WM auf Mexiko.

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Erstellt:
22.03.2018, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 22.03.2018, 06:00 Uhr

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