Warten auf die Ballontraube

Den Blick gen Himmel zu richten, wird sich vom 26. bis zum 30. Juli definitiv lohnen: Dann werden 35 Heißluftballons über Horb und Umgebung durch die Lüfte schweben, denn in diesem Jahr kommt die Deutsche Heißluftballon-Meisterschaft ins Neckartal. Das bietet die idealen orographischen – also höhenstrukturellen – Bedingungen für den Wettbewerb. Doch mindestens genauso wichtig ist die Erfahrung, die man hier bereits mit der Ausrichtung von Ballonwettbewerben hat.

Was 2015 mit dem ersten Horber Neckar-Balloncup begann, hat sich schnell zu einem der renommiertesten Ballonsport-Events in der ganzen Bundesrepublik entwickelt. Zuletzt schaffte es die Ballonsportgruppe Horb 2017 als Ausrichter der Veranstaltung, 28 Ballonfahrer nach Horb zu holen.

Aufgefallen ist das dem Deutschen Freiballonsport-Verband schon lange. Der kam auf die Horber Ballonfahrer zu und fragte an: „Wärt ihr bereit, die nächste Deutsche Meisterschaft durchzuführen?“ Für den ersten Vorsitzenden des Vereins und Horber Ballonpionier Fabian Bähr war die Sache klar: Die Meisterschaft kommt nach Horb.

Cup und Meisterschaft in einem

„Uns war bewusst, dass sich unser Drehbuch für den Neckar-Balloncup in den vergangenen Jahren bewährt hat. Deshalb war auch klar, dass wir zusagen würden“, so Bähr. Doch was sollte aus dem diesjährigen Neckar-Balloncup werden, wenn man in Horb bereits mit der Organisation und Planung der deutschen Meisterschaft beschäftigt ist? Die Ballonsportgruppe schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Beide Wettbewerbe werden simultan ausgerichtet, am Ende sollen im Schulzentrum der neue deutsche Meister und der Gewinner des Neckar-Balloncups auf dem Treppchen stehen. Das macht sich auch auf der Teilnehmerliste bemerkbar: Neben 27 Fahrern aus Deutschland – durch welche die deutsche Top 25 fast vollständig vertreten ist – werden auch ausländische Fahrer aus der Schweiz, Belgien und Österreich erwartet. Neben dem aktuellen Europameister wird auch der australische Profi-Fahrer Matthew Scaife in Horb starten. Er nutzt den Wettbewerb, um sich auf die im August in Österreich anstehende Weltmeisterschaft vorzubereiten.

Genau das gefällt Fabian Bähr an der Möglichkeit, die Deutsche Meisterschaft durchzuführen: „Viele werden den Wettbewerb als Training kurz vor der Weltmeisterschaft noch mitnehmen.“ Bähr wird beim Wettbewerb in diesem Jahr nicht offiziell teilnehmen. Das liegt vor allem an der großen Verantwortung in der Durchführung des Wettbewerbs, mit dessen Leitung zwar der Erlanger Florian Fuchs beauftragt ist. Aber die Horber sind sich ihrer Gastgeberrolle klar bewusst. Deshalb stellen Fabian Bähr, Veranstaltungsleiter Volker Bähr und die Horber Vereinskollegen gleich klar, dass bei der Deutschen Meisterschaft alles klappen muss: „Bei der Ausrichtung des Neckar-Balloncups hat bisher immer alles zu 110 Prozent funktioniert. Die Durchführung der Deutschen Meisterschaft muss zu 120 Prozent hinhauen.“

Professionelle Ausrichtung

Verständlich, denn der Wettbewerb wird hochprofessionell veranstaltet, und die Fahrer werden in sieben Wettfahrten gegeneinander antreten. Davon müssen mindestens zwei klappen, und drei Aufgaben müssen erfüllt werden, damit die Meisterschaft vom Verband anerkannt wird. Der stellt auch teilweise das Equipment, sogar ein Meteorologe wird vor Ort sein. Denn die Witterungsverhältnisse entscheiden, ob die Ballons in die Luft steigen können.

Damit alles klappt, gibt es in Horb auch Unterstützung von der Verwaltung, die sich um das Anmieten der Wiesen, die Verkehrsregelung und das Betanken der Ballons in der Kaserne kümmert – ein Novum für die Horber Ballonfahrer, denn in den vergangenen Jahren des Neckar-Balloncups mussten nicht so viele Ballons betankt werden.

Gleich bleibt hingegen der Wettbewerbsradius: Die Grenze des Luftraums findet sich im Nordosten in Herrenberg, im Südosten in Hechingen, im Südwesten in Dornhan und nordwestlich markiert Pfalzgrafenwalde das Ende der Fläche, auf der sich die Ballons bewegen werden. Laut Fabian Bähr ist es aber eher unwahrscheinlich, dass die Teilnehmer mit ihren Ballons an diese äußeren Punkte geraten. Dafür sollen es aber die meist dezentralen Starts ermöglichen, dass etwa alle Ballons auch mal als Riesentraube über Horb schweben werden. Für die gemeinsamen Starts liegen zudem Zusagen der Flugplätze Eutingen, Sulz und Poltringen vor.

Die nationalen und internationalen Gäste werden für den Zeitraum des Wettbewerbs im Steiglehof einquartiert, die Wettbewerbsleitung soll nach wie vor im Schulzentrum auf dem Hohenberg ihrem Platz haben – ein „Wettbewerb der kurzen Wege“, soll es laut Fabian Bähr werden. Für die Fahrer geht es an allen vier Tagen schon frühmorgens los – für den ein oder anderen Ballonbegeisterten vielleicht etwas zu früh. Deshalb wird die Ballonsportgruppe ihre Zuschauer stets auf dem eigenen Blog wissen lassen, wo sich die schwebenden Gefährte wann befinden werden.

Ob nach einer erfolgreichen Deutschen Meisterschaft noch etwas Größeres nach Horb kommen wird, das kann Fabian Bähr im Vorfeld noch nicht sagen. Er deutet jedoch an: In zwei Jahren findet die Junioren-Weltmeisterschaft statt. Und die Veranstalter suchen noch nach dem passenden Austragungsort. Aber vorher wird sich im Neckartal noch entscheiden, wer der beste deutsche Ballonfahrer ist.