Kolumne

Warum gibt es Tempolimits, aber keine für Geräusche?

Teja Banzhaf über Motorradbesitz und -gebrauch

23.05.2022

Von Teja Banzhaf

Die Sonne scheint und schon summt’s, brummt’s, knattert’s oder donnert’s, je nachdem, welches Klangbild Motorradfahrerinnen und -fahrer lieben. Der Spaß am Zweirad, Dreirad und Quad und deren Haltbarkeit lässt den Bestand seit Jahren wachsen: Mit 4,78 Millionen Krafträdern sind wir bundesweit ins Jahr 2022 gegangen; Fahrzeuge mit Saisonkennzeichen eingerechnet. Das ist ein Plus von 119293 Maschinen.

Im Kreis Freudenstadt lag nach der jährlichen Bestandsanalyse des Kraftfahrt-Bundesamtes der Gesamtbestand bei 9184 Krafträdern, 264 Maschinen über dem des Vorjahres und gleichzeitig ein neuer Höchstwert. Mit einem Frauenanteil von 12,2 Prozent unter den eingetragenen Haltern liegt der Kreis Freudenstadt bundesweit auf Platz 323. Spitzenreiter unter 399 Städten, Kreisen (samt Stadtstaaten) ist die bayerische Stadt Ansbach mit 17,1 Prozent.

Die Zahl derer, die auf Motorrädern und -rollern, sprich zulassungspflichtigen Zweirädern unterwegs sind, stieg im KBA-Vergleich um 268 auf 8.883. Die Zahl der Dreiräder liegt bei 93 (Vorjahr: 98). Bei den Quads sind 208 registriert (Vorjahr: 207). Umgerechnet entspricht das 78 Krafträdern pro 1000 Einwohnerinnern und Einwohner.

Die Motorräder und die Unterarten sind klar auf Spaß ausgerichtet und meist im Schönwettereinsatz, wie die Zahl der Saisonkennzeichen zeigt. Wobei der Spaß auf eine Minderheit beschränkt ist. Denn der hiesige Bestand heißt auch, dass rund 922 von 1000 Personen im Kreis Freudenstadt kein Motorrad besitzen. am Start haben.

Allerdings können Minderheiten große Außenwirkung entfalten, wenn ihre Mitglieder geballt an bevorzugten Orten, hier: kurvenreichen Straßen, auftreten. Und wenn ein Motorrad so laut ist wie ein Militärjet, erfreut das vielleicht den Besitzenden, bringt den Rest der Bevölkerung aber auf die Barrikaden: Fünf Prozent der Kradfahrer lassen es dröhnen, haben Verkehrsgeräuschuntersuchungen ergeben. Die Krux ist, dass es zwar Geschwindigkeitsvorschriften gibt, die Kontrollen erlauben, aber Geräuschmessungen sind deutlich schwieriger: Es fehlen EU-weit Grenzwerte für den Fahrbetrieb. Deswegen gibt es keine Schilder, auf denen beispielsweise einen lokalen Geräuschgrenzwert von 77 Dezibel festlegen. So laut sind Autos ungefähr, denn natürlich würden solche Schilder für alle gelten. Es gibt nämlich auch Fahrzeuge mit zwei und vier Rädern, die diese Grenze überschreiten und als ganz normal angesehen werden.

Wer es genau wissen möchte: In Feld U.1 des Kraftfahrzeugscheins ist das Standgeräusch notiert, in U.3 das Fahrgeräusch. Und auf der Straße kommt es dann noch auf Gang und Drehzahl an. Faustregel: kleiner Gang, laute Geräusche.