Was hat uns bloß so ruiniert?

Was hat uns bloß so ruiniert?

Österreichische Komödie über drei Pärchen, die mit den Tücken des Eltern-Werdens zurande kommen müssen.

06.02.2016

Von Dorothee Hermann

Was hat uns bloß so ruiniert?

Sie sind Großstadtpaare wie aus dem Bilderbuch, von der Designerbrille bis zum angesagten Fahrradhelm. Wenn die sechs Mittdreißiger miteinander feiern, breitet sich lässige WG-Gemütlichkeit aus. Stella (Vicky Krieps), Markus und zwei weitere Paare leben in einem Wiener Szene-Viertel in geräumigen Altbauwohnungen, dem österreichischen Äquivalent zum gründlich gentrifizierten Prenzlauer Berg in Berlin. Fast alle haben nicht näher definierte kreative Berufe, Geld spielt keine Rolle. Soziologisch zählt man wie frau zur bourgeoisen Bohème (Bobo).

Stella ist als Filmemacherin eine Art Alter ego von Regisseurin Marie Kreutzer. Die Österreicherin debütierte 2011 mit dem Spielfilm „Die Vaterlosen“, ebenfalls einer Milieustudie, damals über eine Landkommune, in der antiautoritäre Erziehungsprinzipien gründlich aus dem Ruder laufen.

Als Stella schwanger wird, wollen die anderen nicht zurückstehen. Denn in dem scheinbar so lässigen Milieu ist nicht nur Kinderkriegen ein Prestigeobjekt.

Für erfahrene Eltern und andere Realisten wenig überraschend: Das entspannte Leben der sechs Freunde ändert sich schlagartig, als die drei Babys auf der Welt sind – zumal keiner von ihnen bereit ist, liebgewordene Gewohnheiten aufzugeben.

Stella kommt auf die Idee, diese Veränderungen mit der Kamera festzuhalten. In absichtlich kunstlosen Schwarz-Weiß-Einblendungen schauen die Figuren sich selbst über die Schulter – und lassen mehr durchblicken, als ihnen in ihrem plötzlich so unübersichtlichen Alltag bewusst wird: Schon beim Elternplenum in der Kindergruppe um die Ecke gibt es Zoff, als sich die versammelten Väter und Mütter wegen der Rosinen im Müsli beharken.

Wie nebenbei steckt die hinterlistige Komödie den Rahmen dafür ab, wie viel Veränderung von solchen Protagonisten zu erwarten ist: Die Kindfrau Mignon mit dem antrainierten französischen Akzent will eine Boutique für Babys eröffnen, „fair trade, aber stylish“ – und höllisch teuer.

Schickt sechs gutgestellte Bio-Mittdreißiger in Wien durch höchst ambivalente Familiengründungs-Phase.

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Erstellt:
06.02.2016, 11:44 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 06.02.2016, 11:44 Uhr

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