Uraufführung

Was heißt hier Liebe?

Und wie spielt man eigentlich ein Telefon? Das Junge LTT widmet sich mit Thilo Refferts „Milas Welt“ der digitalen Gegenwelt.

22.04.2017

Von st

Ausstatterin Hannah Krauß und Regisseurin Grete Pagan.Bild: LTT

Ausstatterin Hannah Krauß und Regisseurin Grete Pagan.Bild: LTT

Am heutigen Samstag bringt das Junge LTT das neueste Stück des Theater- und Hörspielautors Thilo Reffert zur Uraufführung: „Milas Welt“, ein Schauspiel für junge Leute ab 10 Jahren aufwärts. Dramaturgin Susanne Schmitt sprach mit der Regisseurin Grete Pagan und der Ausstatterin Hannah Krauß über Smartphones und Chats auf der Theaterbühne.

Susanne Schmitt: „Milas Welt“ ist ein Stück für zwei Schauspielerinnen. Davon spielt eine Mila, ein fast zehnjähriges Mädchen alleine in einem Hotelzimmer. Wenn sie alleine ist – wen oder was spielt dann die andere Schauspielerin?

Grete Pagan: Magdalena Flade alias Mila ist nur in der nicht-digitalen Welt allein. Über ihr Smartphone ist sie mit ihren Freunden und ihrer Familie ständig in Kontakt. Und auch mit der restlichen Welt. In ihrem Hotel gibt es nämlich superschnelles Internet. Die andere Schauspielerin, Angelina Berger, spielt quasi das Tor zu Milas Welt. Sie spielt alle Nachrichten, Anrufe, Videos, Chats und was eben sonst noch so auf dem Smartphone eines Beinahe-Teenagers los ist. Im Prinzip spielt sie Milas Telefon.

Thilo Reffert wünscht sich für sein Stück, dass Milas digitale Welt nicht technisch repräsentiert werden soll. Wie geht ihr damit um?

Krauß: Wir freuen uns drüber, das ist eine schöne Ansage. Er zwingt uns damit, nach den analogen Möglichkeiten zu suchen.

Pagan: Wir müssen die unterschiedlichen Kommunikationsformen soweit dekonstruieren, bis wir etwas finden, das wir auf der Bühne darstellen können. Also die Frage: Was unterschiedet einen geschriebenen Chat von einem Telefonat oder einer Sprachnachricht? Ich glaube, dass der Chat für die Digital-Natives eine der normalsten, selbstverständlichsten Kommunikationsformen überhaupt ist. Er ist heute das, was ein nicht-digitales Gespräch schon lange war.

Wie stattet man ein Stück aus, das sich zum größten Teil in Milas Smartphone abspielt?

Krauß: Bunt und plakativ, funktionsgerichtet, vielleicht ein bisschen flach. Alles hat ein „Logo“. Und man bildet genau das ab, worum es geht.

Pagan: Es gibt die zwei Welten, von denen ich vorher gesprochen habe, auch auf der Bühne: einmal die nicht-digitale Welt – Mila in ihrem Hotelzimmer. Das haben wir ziemlich wiedererkennbar ausgestattet. Und dann ist da eben noch Milas Welt. Diese Welt bringt alles mit, was sie braucht, da gibt es weder rationale Logik noch Grenzen. Lassen Sie sich überraschen!

Ist die digitale Kommunikation in „Milas Welt“ ein Mittel zum Zweck oder ist sie das eigentliche Thema des Stückes?

Pagan: Beides. Thema ist sie eigentlich nur in der Form, die Thilo Reffert gewählt hat – indem er sie „vermenschlicht“, können wir ihre Eigenarten schön beobachten. Und Mittel zum Zweck deshalb, weil sie für Mila eben total selbstverständlich ist. Denn eigentlich geht es um Mila: Ein ziemlich unscheinbares, unauffälliges Mädchen, das sich durch die digitale Welt zappt, bis eine Notsituation der Schwester sie herausfordert, etwas zu leisten. Da stellt sich heraus, dass sie zu viel mehr fähig ist, als sie selber je dachte – und das nicht nur in der digitalen, sondern auch in der nicht-digitalen Welt, wobei ihr erstere eine ziemlich große Hilfe ist. Und nebenbei geht es um Freundschaft, Geschwister, Eltern, um Berlin und ein kleines bisschen auch um die Liebe.

Worum geht‘s in „Milas Welt“?

Ein Städteurlaub in Berlin: Die Eltern sind essen und die ältere Schwester packt die Neugier auf die Großstadt. Daher bleibt Mila abends allein im Hotel und fängt voller Freude mit ihrem Handy dutzende Chats und Unterhaltungen an. Doch die Flut von Neuigkeiten wird immer unangenehmer, das Hotelzimmer immer unheimlicher, und die Eltern sind nicht zu erreichen. Dafür meldet sich Lara: Es ist dunkel, nass und kalt, und sie hat keine Ahnung, wo sie ist. Mila muss ihre große Schwester retten – doch alles, was sie dafür hat, ist ihr Handy.

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Erstellt:
22.04.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 20sec
zuletzt aktualisiert: 22.04.2017, 01:00 Uhr

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