Glatt · Projekte

Für eine würdige Verabschiedung

Nach 40 Jahren voller Planungen, Rückschläge und Diskussionen wurde die neue Glatter Aussegnungshalle am Mittwoch der Öffentlichkeit übergeben.

12.09.2019

Von Fabian Schäfer

Gute Stimmung nach der Einweihung: Glatter Räte, Förderer und langjährige Begleiter der Halle.

Gute Stimmung nach der Einweihung: Glatter Räte, Förderer und langjährige Begleiter der Halle.

So fröhlich war die Stimmung auf dem Glatter Friedhof wohl auch noch nie: Knallende Sektkorken, muntere Unterhaltungen und strahlende Gesichter zierten die idyllische Ruhestätte am Mittwochnachmittag. Ortsvorsteher Helmut Pfister stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als er in alle Richtungen Schaumwein und Orangensaft ausgab. „Wir sind zwar auf einem Friedhof, aber es ist ein kleiner Feiertag für Glatt“, war von einem sichtlich zufriedenen Bürgermeister Gerd Hieber zu vernehmen.

Anlass der freudigen Zusammenkunft war die neugebaute Glatter Aussegnungshalle, die offiziell der Öffentlichkeit übergeben wurde – „nach einer doch etwas längeren Geschichte“, wie Hieber es ausdrückte. 40 Jahre lagen letztlich zwischen ersten Planungen und der Fertigstellung 2019 (die SÜDWEST PRESSE berichtete mehrfach). In dieser Zeit hatten sich drei Glatter Ortsvorsteher mit der Thematik beschäftigt, die auch allesamt zur Einweihung gekommen waren – vielleicht um sicher zu gehen, dass das Bauwerk nun auch wirklich fertig und funktionstüchtig ist.

Schlicht und praktisch orientiert

Neben Helmut Pfister, dem amtierenden Ortschef, gaben sich auch dessen Vorgänger Helmut Fleiner und wiederum dessen Vorgänger Siegfried Esslinger die Ehre. Letzterer hatte das Projekt im Jahr 1979 mit angestoßen. Von Fleiner war nach der Übergabe nur noch ein erschöpft-erleichtertes „Gott sei Dank“ zu hören.

Hieber sprach davon, dass sämtliche Glatter Ortschaftsräte der letzten vier Dekaden stets großen Wert darauf gelegt hätten, dass das Projekt nicht in Vergessenheit gerät. „Es wurde auch immer wieder diskutiert, ob so eine Halle überhaupt gebraucht wird oder noch zeitgemäß ist“, erinnerte der Bürgermeister. Dass dem so sei, habe sich in etlichen Sitzungen klar gezeigt.

Hieber bezeichnete den Bau der Aussegnungshalle als zweiseitiges Projekt: Neben der Halle an sich (275 000 Euro) seien auch die Gestaltung der Außenanlage und die Zugänge zum Friedhofe (175 000 Euro) keine unbedeutenden Kostenpunkte gewesen. Jedoch habe Stadtbaumeister Reiner Wössner hervorragende Arbeit geleistet, lobte Hieber. „Das Projekt ist mehr als gelungen. Einfach gehalten, schlicht und praktisch orientiert.“ OV Pfister bezeichnete die Halle als „Meisterstück“. Er selbst habe im Laufe der vergangenen Jahre mit dem Glatter Ortschaftsrat etliche Friedhöfe in der Region besichtigt und kenne sich diesbezüglich nun entsprechend gut aus. „Wir haben große Aussegnungshallen gesehen, kleine, schöne, hässliche. Aber die schönste steht hier“, sagte Pfister lächelnd.

Unnötiges über Bord geworfen

Letztlich sei er froh, dass es bis zum Abschluss des Projektes so lange gedauert habe, meinte Pfister. „Denn die ersten Planungen waren zwar gut, aber da waren noch eine Kühlzelle und ein Raum für den Pfarrer drin. Das hat sich mittlerweile als unnötig herausgestellt.“

Nun habe Glatt endlich auch einen Ort, an dem sich Hinterbliebene anständig von den Verstorbenen verabschieden können – wenn sie dies wollen. Die Aufbahrung in der Aussegnungshalle ist rein optional. „Den Verschiedenen wird das alles freilich relativ egal sein“, sagte Pfister und fügte witzelnd hinzu: „Schauen wir mal, wer als erstes in den Genuss kommt, die Halle auszuprobieren.“

Eine Idylle im Grünen: Der Glatter Friedhof am Hang mit der neuen Aussegnungshalle.Bilder: Fabian Schäfer

Eine Idylle im Grünen: Der Glatter Friedhof am Hang mit der neuen Aussegnungshalle.Bilder: Fabian Schäfer