Sieh an: Im Kino sind die Linken plötzlich wieder sexy.

Was tun, wenn's brennt

Sieh an: Im Kino sind die Linken plötzlich wieder sexy.

24.11.2015

Von che

Was tun, wenn's brennt

Nach der Wohngemeinschafts- und Zauselbart-Verherrlichung in der schwedischen Komödie Zusammen nun also die Seligsprechung des schwarzen Blocks und der Hausbesetzer-Szene. Kein Zweifel: Das ewig währende Seventies-Revival (frühe Achtziger inklusive) hat nunmehr auch die Politfreaks von dunnemals eingemeindet. Interessant ist, dass beide Filme von Leuten gemacht wurden, die die wilden Zeiten gar nicht aktiv miterlebt haben. Recht so. Das schützt vor Nostalgietrunkenheit und zugleich vor blindwütigem Dreinschlagen auf die eigene Vergangenheit zum Beweis der Gegenwartstauglichkeit.

Gregor Schnitzler, der Regisseur von "Was tun, wenn?s brennt", hat sein Geld bislang mit Musikvideos verdient und bemüht sich gar nicht erst, dies zu verheimlichen. Ohne viel Federlesens tunkt er uns gleich zum Vorspann mit rasant geschnittenen Straßenschlacht-Szenen und einer Punk-Hymne in die Chaostage-Achtziger. Dann springt der Film 15 Jahre nach vorn, eine Uralt-Bombe zerstört aus heiterem Himmel eine Villa, und sechs Alt-Autonome, die bis auf zwei Ausnahmen längst im Establishment angekommen sind, geraten ins Fadenkreuz der Fahnder.

Nun müsste die Filmkritik eigentlich mit einer langen Mängelliste fortfahren: Von der mehr so auf "Tatort"-Niveau voranholpernden Handlung bis zu Til Schweiger, den 102 Minuten als Vorzeige-Anarcho erleben zu müssen einer mittelschweren Folter gleichkommt.

Aber irgendwie vergällt einem Schnitzlers lockerer Umgang mit dem Thema die Lust am Mosern. Klammheimlich freut man sich über dieses naive Loblied der Freundschaft, die niemals vergeht, und erwischt sich immer öfter beim Schmunzeln über den Zusammenprall der superspießig gewordenen Thirtysomethings mit ihrem Vorleben in Springerstiefeln und Hasskappen.

Nochmals für Mädchen: "Was tun, wenn?s brennt" ist weder große Filmkunst noch ernst zu nehmende Vergangenheits-Bewältigung noch eine Analyse der Kinderkrankheit des linken Radikalismus. Nehmen wir ihn als ein deutsches B-Movie, durch das - Klischees hin, Krachbumm her - sogar ein bisschen Sehnsucht schimmert: Nicht gerade nach der Wiederkehr des schwarzen Blocks, aber, um?s mal ganz altlinks zu sagen, nach unverdinglichtem Leben.