Zollernalbkreis/Bisingen · Geschichte

Weit über die Burgmauern hinaus

Der erste „Hohenzollerntag“ am 12. Oktober soll das Erbe der Dynastie erlebbar machen – zu ihrer Rolle in der NS-Zeit ist ein Symposium geplant.

10.10.2019

Von Frank Wewoda

Zum vorerst letzten Mal für lange Zeit ist die Burg auf der Gemarkung Bisingen, Stammsitz der Hohenzollern, am Wochenende beim ersten Hohenzollerntag mit Regionalmarkt „Goldener Herbst“ ohne Baugerüste zu sehen. Ab 16. Oktober wird hier im großen Maßstab restauriert.Bild: Eike Freese

Zum vorerst letzten Mal für lange Zeit ist die Burg auf der Gemarkung Bisingen, Stammsitz der Hohenzollern, am Wochenende beim ersten Hohenzollerntag mit Regionalmarkt „Goldener Herbst“ ohne Baugerüste zu sehen. Ab 16. Oktober wird hier im großen Maßstab restauriert.Bild: Eike Freese

Welchen Einfluss die Hohenzollern in ganz Deutschland und vielen seiner heutigen Nachbarländer auf den Gang der Geschichte hatten und welche Spuren sie dort hinterließen, möchte der als Familienoberhaupt höchst aktive Georg Friedrich von Preußen der Öffentlichkeit an den unterschiedlichen Wirkungsstätten der Hohenzollern-Dynastie vermitteln. Unter anderem dazu wurde ein Netzwerk gegründet mit rund 20 der Orte, die sich auf einer gemeinsamen Webseite präsentieren (siehe auch Kasten). Gründungsmitglieder des Netzwerks sind Burg Hohenzollern bei Hechingen und Cadolzburg als Sitz der hohenzoller’schen Burggrafen von Nürnberg aus der fränkischen Linie der Hohenzollern.

„Wir leben leider in einer Zeit, in der Europa infrage gestellt wird“, so von Preußen. Das Netzwerk solle sich daher in Zukunft auch der grenzübergreifenden Darstellung dessen, was Hohenzollern und Europa verbindet, widmen. „Das ist ein großer Kontext, der weit über die Burgmauern hinausgeht“, so der Hausherr auf Burg Hohenzollern während einer Pressekonferenz am Stammsitz der Hohenzollern in dieser Woche. Weiter sagt er: „Auch wenn wir seit 1918 politisch keine Rolle mehr spielen, haben wir einen kulturellen Auftrag, den wir gerne annehmen.“ Burgverwalterin Anja Hoppe ergänzt bei der Pressekonferenz begeistert: „Der Prinz von Preußen ist lebende Geschichte!“ Dass er und seine Familie deutschlandweit derzeit stark beachtet werden, liegt an dem „Streit um das Hohenzollern-Erbe“, wie der Konflikt in den Medien betitelt wird. Dabei geht es unter anderem um den Verbleib Zehntausender wertvoller Kunstobjekte, um ein unentgeltliches Wohnrecht der Hohenzollern im historischen Schloss Cecilienhof sowie um hohe Entschädigungszahlungen für Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Dabei sind unter anderem die Verbindungen und die Rolle der Hohenzollern während der NS-Herrschaft in Deutschland im Fokus des öffentlichen Interesses. In der Süddeutschen Zeitung schrieb Oliver Das Gupta am 30. Juli dieses Jahres von „üppigen Ansprüchen“ der Hohenzollern an den Staat. Es gehe nicht nur um Entschädigungen von mehr als 1,2 Millionen und Wohnrecht in Gebäuden wie Schloss Cecilienhof.

Vor allem begehre Georg Friedrich Tausende Kunstwerke sowie historische Gegenstände wie etwa die Totenmaske von Friedrich dem Großen - und den Sessel, in dem der Alte Fritz gestorben sei. „Es soll sich um Werte in dreistelliger Millionenhöhe handeln.“

Verhältnis zum NS-Regime

Seit 2014 laufen die Verhandlungen des Hohenzollern mit dem Bund, den Ländern Berlin und Brandenburg sowie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und anderen Institutionen, die das Erbe der preußischen Könige bewahre, so der Autor. „Eine wichtige Rolle spielt in der Causa das Verhältnis der Hohenzollern zu den Nationalsozialisten. Sie haben, zumindest teilweise, Hitlers Aufstieg gutgeheißen und sogar gefördert. Damit befasst haben sich die Hohenzollern nicht gerade eingehend“, findet Oliver Das Gupta.

Angesprochen auf diese medial teils erregt geführte Debatte kündigt von Preußen am Dienstag in Bisingen die Arbeit an einem Symposium in Baden-Württemberg an, welches sich wissenschaftlich mit dem Verhältnis der Hohenzollern zum Nationalsozialismus auseinandersetzen soll. Doch erst einmal wird gefeiert: „So schön wie jetzt sehen Sie die Burg so schnell nicht wieder“, erinnert von Preußen an Restaurierungsarbeiten, die ab 16. Oktober den Blick auf die Burg behindern.

1. Hohenzollerntag, Netzwerk und „Goldener Herbst“

Die Orte der deutschen Hohenzollern-Dynastie haben sich in einem Netzwerk zusammengeschlossen, das den ersten Internationalen Hohenzollerntag am Samstag, 12. Oktober, veranstaltet. Gleichzeitig findet dort der bewährte Regionalmarkt „Goldener Herbst“ am Samstag und Sonntag, 12. und 13. Oktober, statt von 10 bis 17.30 Uhr. Es gibt regionale Leckereien und Kleinkunst, Clown, Musik unter anderem mit den Volkstänzern aus Frommern, Apfelsaftpressen, Märchenerzählungen und Kinderschminken. Alles zum Hohenzollerntag: www.hohenzollern-
orte.de in der Rubrik „Aktuelles“.

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Erstellt:
10.10.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 10.10.2019, 01:00 Uhr

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