Trend

Weitergeben statt wegwerfen

Viele Menschen stellen Hausrat zum Mitnehmen vor die Tür. Erlaubt ist das nicht, doch es gibt Alternativen.

13.07.2019

Von NADJA OTTERBACH

Immer häufiger werden unnütze Gegenstände am Straßenrand zur Mitnahme abgestellt. Foto: Nadja Otterbach

Immer häufiger werden unnütze Gegenstände am Straßenrand zur Mitnahme abgestellt. Foto: Nadja Otterbach

Stuttgart. Schon wieder einer. In der Rosenbergstraße im Stuttgarter Westen – und nicht nur hier – scheint es beliebt zu sein, Dinge, die man nicht mehr braucht, in einem Karton auf den Gehweg zu stellen mit dem Hinweis „zu verschenken“. Neulich stand da ein ausgemusterter himmelblauer Sessel mit der Notiz „Suche neues Heim“. Regelmäßig stapeln sich Bücher in Kartons, Spielsachen, Tassen, gelegentlich alte Elektrogeräte. Erlaubt ist das nicht, sich auf diese Weise aussortierter Dinge zu entledigen.

Dass es auch anders geht, zeigt der Online-Verschenk-Markt Stuttgart, den vor fast 14 Jahren der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft ins Leben gerufen hat und der laut Mitarbeiterin Tanja Kiper rege genutzt wird. Rund 250 Produkte werden hier jeden Monat eingestellt. In 30 Rubriken können Nutzer selbstständig ihre Bilder und Texte hochladen. Nicht angeboten werden dürfen Dinge, die gegen gesetzliche Vorschriften oder die guten Sitten verstoßen. Kiper: „Etwa Waffen, Munition, Medikamente, Lebensmittel oder Tiere.“

Dass Ausmisten und Abfallvermeidung boomen, bekommt auch die Facebook-Gruppe „Free your stuff Stuttgart“ zu spüren (übersetzt: sich von Dingen befreien). Beate ist eine der Administratoren und freut sich über die ständig wachsende Mitgliederschar. Aktuell sind mehr als 16 000 registriert. „Wir wollen Ressourcenverschwendung minimieren und Nachhaltigkeit verbessern“, sagt Beate. Es gebe zu viele gute Dinge, die nicht genutzt würden und weiter verwendet werden könnten. Es geht ums Geben ohne Gegenleistung, „um ein bisschen mehr Nettigkeit in unserer Welt“, so Beate. Free-your-Stuff-Gruppen gibt es auch in anderen Städten, etwa Ludwigsburg oder Esslingen.

Manches Angebot bringt nette Begegnungen mit sich, hat Beate festgestellt. Als Sonntagmorgens um 3 Uhr jemand postete, er suche eine Salatgurke, schrieb sie zurück und erfuhr: Da saß ein junger Mann mit seiner Mutter und beschloss, am nächsten Tag Sushi zu machen. Die Administratorin half. Die Übergabe fand an einer S-Bahn-Haltestelle statt. Geld gab?s keins, dafür ein Lächeln.